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joshy(R)

Raum Bad Dürkheim,
07.12.2008,
13:33 Uhr
 

Mein Problem: Verarbeitung der Geschehnisse (Sonstiges)

Hallo lieber Forum-Mitglieder,
unsere Tochter ist am 11.01.2007 am plötzlichen Kindstod gestorben. Meine Frau fand die kleine tot im Bett und ich war Minuten später auch hier. Ich habe die kleine Abends noch ins Bett gebracht und alles schien ganz normal wie immer... Als mich meine Frau völlig außer sich morgens anrief und ich völlig gedankenlos nach Hause fuhr kam ich gleichzeitig mit dem Rettungsdienst zuhause an, rannte sofort zu unserer Kleinen ins Kinderzimmer und konnte es nicht glauben... da lag sie in ihrem Bettchen, völlig regungslos...

Die Tage und Wochen darauf waren totaler Horror, unsere andere Tochter, damals fast 3 Jahre alt, hatte genauso gelitten, hat uns Eltern aber geholfen indem sie uns einen Sinn gab weiterzumachen...

Ich hatte anfangs viele Gespräche in Foren und auch persönlich etc., meine Frau ging in eine Mutter-Kind-Kur, und wir sind zu dritt ca.4 Monate nach dem Tod unserer Kleinen für knapp 4 Wochen nach Kanada geflogen, um einfach mal was anderes zu sehen...

Natürlich holt einen der Alltag auch irgendwann wieder ein, was in gewisserweise auch gut ist, aber ich merke bei mir immer wieder, dass ich damit noch nicht klarkomme... In den letzten Woche denke ich verstärkt an den Tag und auch die Kleine... wir haben einen 7 Monate alten Sohn und die Angst ihn auch zu verlieren ist nun riesiggroß, jeden Morgen wenn meine Frau in sein Zimmer geht denke ich innerlich daran, ob sie nun schreiend aus dem Zimmer gerannt kommt...

Ich habe mir vor knapp 5 Jahren selbstständig gemacht und es hat mir riesig Spaß gemacht und es ist auch relativ erfolgreich... Doch inzwischen ist es eigentlich nur noch eine Qual... es gibt Tage da macht es auch spass aber die meißten Tage ist es eine Quälerei... ich spüre es auch köperlich (Schulterschmerzen, Herzstechen usw.)
Ich weiß nicht genau, ob es damit zusammenhängt, ob ich das ganze Thema irgendwie noch verarbeiten muss - doch das weiß ich eigentlich schon - aber ich weiß nicht wie ich es kann...

Es ist ganz merkwürdig, manche Tag sind einfach nur grau - auch wenn die Sonne scheint...

Wer hat eine Idee, was ich machen soll?

KarinI(R)

07.12.2008,
15:47 Uhr

@ joshy

Mein Problem: Verarbeitung der Geschehnisse

Lieber Joshy!


Ich fürchte, man kann nicht wirklich etwas tun. Du machst nichts falsch. Trauer ist einfach so, sie kommt dann, wann sie will, und nicht immer sind wir dazu bereit, Dinge "herauszulassen". Alles, was dir natürlich erscheint in einem Moment, das sollte man tun. Das heißt weinen, nicht weinen, lachen, nicht lachen, sich zurückziehen, sich unter Leute mischen, gar nicht arbeiten, viel arbeiten...nichts ist falsch oder richtig. Nur du weißt für dich selbst, was du brauchst. Und du brauchst dir dabei aber keine Gedanken machen, dass du etwas schlecht verarbeitest oder nicht schnell genug oder sonstiges. So klingst du auch gar nicht, du klingst schon sehr danach, dass du dich damit auseinandersetzt. Es gibt kein Regelwerk, keine Timeline. Und ich hab jetzt den Eindruck von deinem Posting, dass du das super machst.


Es ist nur wirklich alles schwieriger. Und auch das ist ganz natürlich. Ich vergleich das immer mit einem Gipsfuß. Den Gips können wir auch nicht früher ablegen, auch wenn wir das möchten. Damit muss man auch leben lernen. Und wir können diese Symptome nicht beseitigen. Es ist jetzt härter. Überall, in der Arbeit, im Privaten...weil wir nicht von einem Tag auf den anderen lernen können, ohne unser Kind zu leben.


Ich kann dir daher nur sagen: ich glaube nicht, dass du etwas machen musst. Du kannst dir schon Gleichgesinnte suchen, eine Gruppe suchen, mit Menschen sprechen. Das hilft immer. Aber die Symptome werden trotzdem da sein. Du kannst über den Gips mit anderen sprechen, aber runtergeben kannst du ihn deswegen trotzdem nicht früher. (verzeih mein banales Beispiel).


Hab einfach Geduld und Verständnis für dich selbst. Es kann ja gar nicht so sein wie früher. Das geht gar nicht. Es ist jetzt alles anders. Und damit umgehen zu lernen, das erfordert unheimlich viel Energie. Da hat man für andere Dinge gar keine Zeit.


Austausch kann es leichter machen, aber kann es nicht verbessern. Und du musst dich auch fragen, was du selbst brauchen würdest, was du selbst wollen würdest. Zwingen musst du dich zu gar nichts. Das, was dich am wohlsten fühlen lässt, das ist das Richtige. Manche können gar nicht alleine sein, andere wollen nur alleine sein. Ist beides in Ordnung, solange man es deswegen tut, weil man es so empfindet, dass man es so braucht.


Einfach jeden Tag den nächsten Schritt. Vorwerts geht es sowieso immer. Das Entscheiden wir bei jedem einzelnen Atemzug, den wir tun. Jeder Atemzug ist eine Entscheidung, weiterzugehen. Und jeder einzelne solche Schritt - sei er auch noch so klein - ist lobenswert und gut. Du musst dich da gar nicht dazu zwingen, noch schneller zu gehen. Es bringt sowieso nichts. Du kannst nicht schneller laufen, als du selbst seelisch hinterherkommst.


Alles Liebe und wir können uns gerne weiter austauschen.


KarinI

(Kind gestorben im Sept. 2007)







» Hallo lieber Forum-Mitglieder,
» unsere Tochter ist am 11.01.2007 am plötzlichen Kindstod gestorben. Meine
» Frau fand die kleine tot im Bett und ich war Minuten später auch hier. Ich
» habe die kleine Abends noch ins Bett gebracht und alles schien ganz normal
» wie immer... Als mich meine Frau völlig außer sich morgens anrief und ich
» völlig gedankenlos nach Hause fuhr kam ich gleichzeitig mit dem
» Rettungsdienst zuhause an, rannte sofort zu unserer Kleinen ins
» Kinderzimmer und konnte es nicht glauben... da lag sie in ihrem Bettchen,
» völlig regungslos...
»
» Die Tage und Wochen darauf waren totaler Horror, unsere andere Tochter,
» damals fast 3 Jahre alt, hatte genauso gelitten, hat uns Eltern aber
» geholfen indem sie uns einen Sinn gab weiterzumachen...
»
» Ich hatte anfangs viele Gespräche in Foren und auch persönlich etc., meine
» Frau ging in eine Mutter-Kind-Kur, und wir sind zu dritt ca.4 Monate nach
» dem Tod unserer Kleinen für knapp 4 Wochen nach Kanada geflogen, um einfach
» mal was anderes zu sehen...
»
» Natürlich holt einen der Alltag auch irgendwann wieder ein, was in
» gewisserweise auch gut ist, aber ich merke bei mir immer wieder, dass ich
» damit noch nicht klarkomme... In den letzten Woche denke ich verstärkt an
» den Tag und auch die Kleine... wir haben einen 7 Monate alten Sohn und die
» Angst ihn auch zu verlieren ist nun riesiggroß, jeden Morgen wenn meine
» Frau in sein Zimmer geht denke ich innerlich daran, ob sie nun schreiend
» aus dem Zimmer gerannt kommt...
»
» Ich habe mir vor knapp 5 Jahren selbstständig gemacht und es hat mir riesig
» Spaß gemacht und es ist auch relativ erfolgreich... Doch inzwischen ist es
» eigentlich nur noch eine Qual... es gibt Tage da macht es auch spass aber
» die meißten Tage ist es eine Quälerei... ich spüre es auch köperlich
» (Schulterschmerzen, Herzstechen usw.)
» Ich weiß nicht genau, ob es damit zusammenhängt, ob ich das ganze Thema
» irgendwie noch verarbeiten muss - doch das weiß ich eigentlich schon - aber
» ich weiß nicht wie ich es kann...
»
» Es ist ganz merkwürdig, manche Tag sind einfach nur grau - auch wenn die
» Sonne scheint...
»
» Wer hat eine Idee, was ich machen soll?

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