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Claudia_67(R)

Berlin,
22.10.2009,
20:40 Uhr
 

SID beim ersten Kind - Kinderwunsch jetzt (Trauer)

Liebe Trauernde / Folgeeltern,

jetzt, nachdem alles ein Jahr her ist, machen mir zuerst Erinnerungen und dann die besorgten Freunde zu schaffen, zum Beispiel weil man schon älter ist, Risikofaktoren hat ... Doch wie sehr wünsche ich mir, dass Immanuel nicht unser einziges Kind bleibt! Er "ging" eine kleine Weile nach dem Trinken. Mit 17 Tagen, am 5.10.08, lag er noch an meiner Brust (Ja, ja, die lässige Lagerung!). Ich war übermüdet, war am Beginn einer Wochenendpsychose ... die natürlich dann vollends ausbrach. Es passierte in einer anthroposophischen Klinik ohne Bettklingel, wo eine Schwester, die ich routinemäßig rufen ließ (wobei viel Zeit verloren ging) ihn von mir wegriss. Sogar ein Freund von uns war mit im Zimmer, lag aber außer Sichtweite in seinem Bett. Die Schwester sah sein verfärbtes Gesicht, dass sich mir dann auch tief einprägte. Er wurde reanimiert und lag noch 10 Tage im Koma ... mein Mann war beim endgültigen Ende dabei. Ich war zu der Zeit noch geistig "verwirrt". Inzwischen bin ich wieder ganz im Alltag. Für mich war es Schicksal. Ich weiß, dass es meinem Sohn bei mir gut ging - in dem Moment war er ganz entspannt. Er hatte nur diese "Schwäche", von der wir nicht wussten, dass er das Atmen sozusagen "verlernt". Und jetzt, wo ich mit Hilfe von Therapien und Ärzten wieder ganz da bin, kommen leider andere, selbst geschockt von den Vorfällen und sagen: was, Du wünschst Dir wieder ein Kind? Ich freue mich, dass es dieses Forum mit den Erfahrungen aus "allen Lebenslagen" gibt. Diese Freundin, um die es geht, ist selber Säuglingskrankenschwester und hat meinem Mann in den ersten Tagen mit Immanuel im Koma sehr beigestanden. Dabei hat sie zu der Zeit selbst ein früh verlorenes Kind (3. Monat) betrauert. Sie half, aber nun sagt sie mir, dass sie nie wieder mit mir zu tun haben will, wenn wir wieder ein Kind bekommen!
Was soll ich ihr sagen??
Auch meinen Mann hat anfangs meine Psychose sehr verunsichert. Er dachte irgendwie, ich hätte ja etwas Falsches tun können, solange das Gegenteil (Immanuels Todesursache) nicht ganz klar ist, müssten wir auch bei uns suchen. Die Obduktion sagte "SID mögl. auch auf weicher Unterlage erstickt" (sinngem.) Ob ich ihm garantieren könne, dass ich unser Kind z.B. nicht erstickt habe?! Mein Gefühl ist klar. Die Ärzte habe mich gestützt, mein Mann ist bei mir geblieben und trauert auf seine Weise: tief schwarz.
Mein Gefühl ist eindeutig. Und mein Mann will sich nun gern wieder ins Leben verführen lassen ... Auch Immanuel würde nicht wollen, wenn wir alles unter einen schwarzen Mantel begraben würden ...
Reicht das für ein "neues" Kind?

---
... Mit Engelchen Immanuel (Pl. Kindstod 05.10.08 nach 17 Tagen)
"Das Unglück steht man durch - das Glück führt man herbei"

Schnecke(R)

22.10.2009,
20:51 Uhr

@ Claudia_67

SID beim ersten Kind - Kinderwunsch jetzt

Hallo Claudia,

uns war eigentlich auch sehr schnell klar, das wir wieder ein Kind wollten, auch wenn es nicht so leicht war wieder schwanger zu werden.
Meine Freunde haben mit mir getrauert und haben sich dann auch gefreut als ich wieder schwanger war.
Ich denke mal, es sollte eure Entscheidung bleiben, ob ihr ein weiteres Kind möchtet oder nicht und nicht die eurer Freunde.

Liebe Grüße

Claudia_67(R)

Berlin,
22.10.2009,
21:34 Uhr

@ Schnecke

SID beim ersten Kind - Kinderwunsch jetzt

» Ich denke mal, es sollte eure Entscheidung bleiben, ob ihr ein weiteres
» Kind möchtet oder nicht und nicht die eurer Freunde.
»
Danke für Deine Antwort,

ja, das wichtigste ist, sich auf sich selbst zu besinnen und nicht nach rechts und links zu schauen (in einem anderen Trauer-Posting war auch mal die Rede von komischen Reaktionen der Großeltern).
Zu der Freundin muss ich noch berichtigen, dass sie wohl nicht "nichts mehr mit mir zu tun haben will, wenn ich schwanger bin", sondern da nicht mehr mit reingezogen werden möchte. Naja, es ist irgenwie das gleiche. Auf jeden Fall habe ich jetzt das Vertrauen, eine SS durchzustehen, glaube ich.
Und im Prinzip hat man die ganze Zeit, wenn man ein Kind erwartet hat, ins Erwachsenenalter "verliert" die Vertrauens-Herausforderung.
Wie schaffen das die anderen?

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... Mit Engelchen Immanuel (Pl. Kindstod 05.10.08 nach 17 Tagen)
"Das Unglück steht man durch - das Glück führt man herbei"

Schnecke(R)

22.10.2009,
21:55 Uhr

@ Claudia_67

SID beim ersten Kind - Kinderwunsch jetzt

Tut mir leid, aber das ist dann keine richtige Freundin.
Hab vor 3 Jahren auch eine ganz schwere Phase gehabt und hab da dann gemerkt, wer wirklich ein Frend ist.

Claudia_67(R)

Berlin,
22.10.2009,
23:08 Uhr

@ Schnecke

SID beim ersten Kind - Kinderwunsch jetzt

Ja, Deine Idee ist ja richtig. Aber ich bin so ein Mensch, ich kann so schwer Beziehungen aufgeben! Ich versuche immer zu verstehen.
Aber dann merke ich auch, ich muss mir selbst irgendwie treu bleiben. Ich kann ihr einfach nicht das Richtige sagen.
Schon wieder so ein "Fall". Das Kind ist einfach so wichtig für mein Leben, das scheidet nach und nach "die Geister".

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... Mit Engelchen Immanuel (Pl. Kindstod 05.10.08 nach 17 Tagen)
"Das Unglück steht man durch - das Glück führt man herbei"

Schnecke(R)

22.10.2009,
23:32 Uhr

@ Claudia_67

SID beim ersten Kind - Kinderwunsch jetzt

Dann sprich sie doch mal direkt drauf an, warum sie so reagiert. Wenn es richtig gelesen hab, hat sie auch ein Kind verloren. Vielleicht hat sie deswegen ja ein Problem damit.
Wenn du wirklich verstehen willst warum sie so reagiert, würde ich das Gespräch suchen, denn dann kann jeder seinen Standpunkt offen da legen.

Claudia_67(R)

Berlin,
23.10.2009,
00:19 Uhr

@ Schnecke

SID beim ersten Kind - Freunde sind mit traumatisiert

» Dann sprich sie doch mal direkt drauf an, warum sie so reagiert. Wenn es
» richtig gelesen hab, hat sie auch ein Kind verloren. Vielleicht hat sie
» deswegen ja ein Problem damit.
Wir haben gestern alles auf den Tisch gelegt. Es ist hart. Sie hat ein Problem damit, dass sie sich völlig überfordert hat wegen uns. Und dass wir ein so wunderbares Kind verloren haben, hat sie hautnah gesehen. Es war einfach alles zu viel, das will sie nicht noch einmal erleben. Es sei "der schlimmste Tag in ihrem Leben" gewesen.
Deshalb zieht sie sich zurück und zwar aus einem für mich wichtigen Bereich.
Ich verstehe, warum sie so reagiert. Mein Mann sagt, andere sind mit durch unser Schicksal traumatisiert. tja ... aber es ist ja nicht unsere "Schuld".
Meinst Du, wenn das wirkt mit der Zeit, heilt das ihre Wunden?
Sie denkt auch, und das finde ich übergriffig - ich sei gefährdert, wieder eine Wochenbettpsychose zu bekommen (die Ärzte sehen das anders). Sie hat auch sonst angezweifelt, dass ich auf mich richtig aufpasse, ob ich genug dem Kind zugeneigt bin. Sie hatte mich besucht und Stillberatung gemacht. Das ist auch widersprüchlich. Sie wollte durchgängig, dass ich alles versuche, damit er lernt bei mir zu trinken. Andererseits bin ich inzwischen der Meinung, wenn das Kind wie Immanuel deutl. zeigt, dass es lieber Fläschchen will, werde ich mich beim nächsten Mal nicht so dafür auspowern. Ich habe mein Kind verloren, als nicht "alles chick" war. Ich kenne das schon von meinem Mann: wenn man etwas nicht ertragen kann, sucht man nach Schuld, will man Erklärungen.
Soweit für heute. Ich danke Dir sehr.

---
... Mit Engelchen Immanuel (Pl. Kindstod 05.10.08 nach 17 Tagen)
"Das Unglück steht man durch - das Glück führt man herbei"

Schnecke(R)

23.10.2009,
11:05 Uhr

@ Claudia_67

SID beim ersten Kind - Freunde sind mit traumatisiert

Das kann ich gut verstehen. Bei mir war die Familie auch mit betroffen und es war nicht einfach.
Wir hatten das Glück, das als wir das Gespräch mit dem Pathologen hatten, mein Vater mit gegangen ist und auch Fragen stellen konnte. Vor allem, als dann die Frage der Schuld von außen gekommen ist, konnte er sagen, das mich keine Schuld trifft.
Ich habe mein erstes Folgekind auch nicht gestillt und er ist trotzdem groß geworden und heute 13 Jahre und kern gesund.
Auch bei der Frage des stillens solltest du für dich entscheiden, das kann dir niemand vorschreiben.

Claudia_67(R)

Berlin,
23.10.2009,
20:10 Uhr

@ Schnecke

SID beim ersten Kind - Mutter mit Wochenbettpsychose

» Auch bei der Frage des stillens solltest du für dich entscheiden, das kann
» dir niemand vorschreiben.
Klar, hatte das aber etwas verkürzt und missverständl. geschrieben. Ich hab mich da total ausgepowert, weil ich es erreichen wollte, dass ich Immanuel stillen kann! Es war mein "erstes Mal", es war praktisch unmögl. das einzuschätzen, ob das noch klappen würde mit Flasche und Abpumpen, bis die Brust genug "liefern" kann und dem "ungeduldigen" Kind dann ausreichen würde. Da hätte ich mir sicher nichts vorschreiben lassen. Aber meine Freundin, die Säuglingsschwester, hat mir den anderen Weg auch nicht schmackhaft gemacht. Und hinterher beklagt sie sich, ich sei so Eine, die ihre Grenzen nicht sehen will. Ich habe jetzt für die Zukunft überlegt, dass es wohl so sein kann, dass es tatsächlich Kinder gibt, die die Brust nicht wollen, warum auch immer. Und bei mir und meiner Brust scheint das von mir aus auch nicht leicht. Naja, ich war also durch pumpen, füttern und alles körperl. am Ende, übernächtigt, das Cortison (gegen Schub bei Colitis Ulcerosa) hat die Psychose hochgekocht. Da fragten sich dann natürlich einige, mein Mann eingeschlossen, hätte das Kind noch leben können, wenn man die WBPsychose bei mir früher erkannt hätte? Er war eben bei mir und schlief an meiner Brust, als es passierte. Wäre es mögl., dass er diese Unterform (A.... irgendwas) des plötzl. Kindstodes hatte, bei der man ein paar Minuten vorher noch was hätte tun können?
Diese verdammte Hätte- Frage ... Sie (Virchow Kinderklinik Berlin) haben ihn viel untersucht, nur leicht erhöhte Infekt-werte im Blut gemessen, schließlich obduziert nach 10 Tagen Koma. Hätten sie denn da eigentl. erkennen können, welche "Form" der Krankheit er hatte? Soll ich nochmal fragen?
Mein Mann setzte noch einen drauf und meinte: Plötzlicher Kindstod sei alles, was man nicht erklären kann. Aber Quatsch, ich war dabei. Ich lasse mich hier nicht verunsichern. Ich muss nochmal sagen, neben der medizinischen Ebene habe ich auch eine klare Gefühlsebene und bin eigentlich "im Reinen". Aber Ihr hier habt ja schon viele Schicksale gelesen. Kann mir da wer helfen?

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... Mit Engelchen Immanuel (Pl. Kindstod 05.10.08 nach 17 Tagen)
"Das Unglück steht man durch - das Glück führt man herbei"

Schnecke(R)

23.10.2009,
21:11 Uhr

@ Claudia_67

SID beim ersten Kind - Mutter mit Wochenbettpsychose

Ich habe damals bei meiner Tochter auch gestillt und irgentwann war sie ständig am schreien. Hab mir dann eine Pumpe geholt und festgestellt, das ich nicht genug Milch hatte. War auch Streß pur, dann hab ich nur noch Flasche gegeben und sie war zufrieden.
Bei meinem 2. Folgekind hatte ich auch nicht genug Milch und ich sollte zufüttern, wo ich mich gegen gewehrt habe und ihn nur mit Flasche gefüttert habe. Die Säuglingsschwester wollte mir auch erzählen, das stillen gut wäre und ich nur zufüttern sollte. Wo ich mich aber gegen gestellt habe, muß allerdings sagen, das es mein 4. Kind war und ich ja schon genug Erfahrng hatte.
Außerdem ist es leichter aus der Flasche zu trinken und die Kinder verweigern die Brust dann irgentwann. Hab meinen Sohn nochmal versucht die Brust anzubieten und er hat sich verweigert. Er ist trotzdem groß geworden.
Weis nicht ob deine Psychose und der Tod deines Kindes in Zusammenhang stehen, aber wenn du unsicher bist, dann frag doch einfach nochmal deinen Arzt, ob es da einen Zusammenhang gibt.

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