Tintenfischmama
12.05.2010, 23:07 Uhr |
Ständige Angst obwohl keine Apnoen mehr ... (Sonstiges) |
Hallo!
Unser kleiner Tintenfisch ist gerade 3 Monate alt geworden. Er kam 2 Tage nach der Geburt wegen Brachykardien und Apnoen auf die Intensivstation. Nach Tagen der Unsicherheit und allem an Untersuchungen und Verdachtsdiagnosen die man sich nur vorstellen kann wurde er mit Koffein behandelt und endlich besserte sich sein Zustand. Der Kinderarzt im Krankenhaus meinte bei der Entlassung "Er benimmt sich wie ein Frühgeborenes, obwohl er keines ist ..."
Nach 2 Wochen wurden wir entlassen und mit einem Monitor nachhause geschickt. Jetzt sollte ich wahrscheinlich glücklich sein, denn seit einem Monat gab es keine Sättigungsabfälle, oder Brachykardien mehr. Er entwickelt sich prächtig und ist ein super ausgeglichenes Baby.
Aber dennoch habe ich ständig Angst um ihn, hätte ich den Monitor nicht ich würde wahnsinnig werden ...
Es könnte so eine schöne Zeit mit ihm sein, aber ich kann sie überhaupt nicht geniessen. Wenn ich ihn mal im Kinderwagen nicht am Monitor angehängt habe, weil der keinen Platz hat, lass ich ihn keine Sekunde aus den Augen und greif ihm alle 10 Minuten auf die Brust um mich zu versichern, dass er atmet ...
Was mach ich wenn er doch plötzlich aufhört zu atmen und nicht zurück kommt, trotz Monitor? Was wenn ich ihm Erste Hilfe leisten muss und alles vergesse? Was wenn ich allein bin und gleichzeitig die Rettung rufen muss? Ständig denke ich Szenarien durch was alles passieren könnte!
Geht es Euch ähnlich, wie geht ihr mit diesen ständigen Sorgen um? Mein Mann meint, mir fehlt das Grundvertrauen, dass alles gut ist und der Kleine gesund. Da hat er wahrscheinlich recht, aber leicht gesagt, er ist der festen Überzeugung wir bräuchten nicht mal den Monitor mehr und würde ihn am liebsten schon zurück geben. Aber da hätte ich überhaupt keine ruhige Minute mehr!
liebe Grüße |
jonasgeorg
13.05.2010, 01:18 Uhr
@ Tintenfischmama
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Ständige Angst obwohl keine Apnoen mehr ... |
» Hallo!
» Unser kleiner Tintenfisch ist gerade 3 Monate alt geworden. Er kam 2 Tage
» nach der Geburt wegen Brachykardien und Apnoen auf die Intensivstation.
» Nach Tagen der Unsicherheit und allem an Untersuchungen und
» Verdachtsdiagnosen die man sich nur vorstellen kann wurde er mit Koffein
» behandelt und endlich besserte sich sein Zustand. Der Kinderarzt im
» Krankenhaus meinte bei der Entlassung "Er benimmt sich wie ein
» Frühgeborenes, obwohl er keines ist ..."
»
»Hallo, wie sehr Du vielen aus der Seele sprichst, mit Deiner Angst die einen in den Wahnsinn treibt um das kleine süße Wesen , das so duftet und so hilflos ist . und wenn es schläft ist niemand da außer wir selbst und wir haben Angst warum auch immer. Dieser Monitor gibt uns eine gewisse Sicherheit und etwas Normalität. Es ist nicht schlimm, wenn wir ihn behalten wollen, niemand stört es und die Krankenkassen geben genug Geld für unnütze Dinge aus. Wenn Du bereit bist das Ding herzugeben dann tue es. Aber Du bist absolut normal, wenn Du den Monitor nicht absetzen kannst. Der kleine Moritz, ich hab das Gefühl ihn kennen gelernt zu haben, ist doch ein Signal. Ich hab so bitterlich geweint wie schon seit etlichen Jahren nicht mehr. |
Linchen
14.05.2010, 12:09 Uhr
@ Tintenfischmama
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Ständige Angst obwohl keine Apnoen mehr ... |
Hallo Tintenfischmama,
Ich glaube kaum, dass jetzt schon jemand von Dir erwartet den Monitor abzugeben. Ihr habt ihn doch bestimmt länger verordnet bekommen, dann nutz ihn auch, egal was Dein Mann meint.
Wenn Du im Kinderwagen Angst um ihn hast, dann häng ihn da doch auch dran. Macht doch auch Sinn. Wir haben den Monitor dann entweder um die Schiebestange gehängt, oder unten in den Korb gelegt. Zu wenig Platz ist da doch kein Argument.
Und hab nicht zuviel Angst, dass Du im Notfall nicht weißt was Du tun sollst.
Der Monitor wird Dich rechtzeitig informieren wenn mit Deinem Kind was nicht in Ordnung ist.
Wenn Du unsicher bist, dann mach doch nochmal einen Erst-Hilfe-Kurs.
Wenn Du Angst hast alles im Notfall zu vergessen (aber das wird nicht so sein), dann schreib Dir doch einen Zettel mit den wichtigsten Sachen (Notrufnummer, erst Maßnahmen) und pin ihn irgendwo hin wo Du ihn sicher findest (die Notrufnummer ans Telefon)
Im Notfall ist die Rettungzentrale nicht nur für die Absetzung des Notrufs da. Das sind in der Regel alles ausgebildetet Rettunsassistenten (zumindestens Rettungssanitäter) und die bleiben auch bei Dir am Telefon und geben Dir genaue Anweisungen bis professionelle Hilfe vor Ort ist.
Ich wünsche Dir so sehr, dass Du mit Deiner Angst klar kommst und Dein Kind in vollen Zügen genießen kannst.
LG Linchen |
Tintenfischmama
14.05.2010, 21:06 Uhr
@ Tintenfischmama
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Ständige Angst obwohl keine Apnoen mehr ... |
Hallo!
Vielen Dank für den Zuspruch, es tut einfach gut diese Sorgen mal niederzuschreiben ...
Der Montior bleibt auf alle Fälle! Wir haben ihn fix bis zum 6ten Monat, danach muss ich schauen ob ich noch eine Zuweisung bekomme.
Die Kinderwagenproblematik hatte ich nur, wenn ich länger unterwegs bin und wirklich viel mithabe. Der Kinderwagen hat ein super kleines Täschchen unten, da passt grad mal der Regenschutz rein und die Wickeltasche ist dann vollgeräumt mit dem üblichen Baby-Equipment. Als er noch kleiner war, hat der Monitor in die Babywanne gepasst, das geht jetzt leider nicht mehr.
Ich hab mir jetzt einen zusätzlichen kleinen Beutel besorgt, den ich auch über die Stange lege, dass geht dann.
Ich habe die Zeit im Kinderspital auch noch nicht ganz verarbeitet ...
Man glaubt halt immer, alles geht gut, ein gesundes Kind kommt auf die Welt und plötzlich läuft es in deinen Armen blau an und wird dir von der Krankenschwester aus den Armen gerissen, in den Brutkasten gepackt, du kannst es nur noch durch eine Luke berühren, ihm keine Nestwärme spenden, dann die endlosen Tage im Kinderspital, zuerst soll es eine Infektion sein, dann Lungenentzündung, dann Epilepsie ... Gott sei Dank sind wir sooo glimpflich davon gekommen. Aber bis zur endgültigen Diagnose und Behandlung habe ich mir 1000 Vorwürfe gemacht, war echt eine schreckliche Zeit!
Jetzt fürchte ich natürlich, dass wieder so etwas passiert, aber ich arbeite daran einfach auch Vertrauen zu haben, dass alles gut ist!
liebe Grüße |
Karoline
16.05.2010, 16:52 Uhr
@ Tintenfischmama
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Ständige Angst obwohl keine Apnoen mehr ... |
Hallo,
es ist so beruhigend zu lesen, das es Euch ebenso ergeht.
Das man nicht der einzige vermeintlich hysterische Elternteil
auf der Welt ist. Diese Angst. Ja. Sie ist da. Mal stärker und mal weniger stark.
Unsere Geschichte ist sehr ähnlich, wie die Eure.
Friedrich wurde am 08.02.2010 mit 5,5 Wochen zu früh geboren.
Die ganze Schwangerschaft hindurch habe ich alle kritschen Punkte
mit einer vollkommen sachlichen Betrachtungsweise umschifft.
Auch auf dem Weg ins Krankenhaus - mit vorzeitigem Blasensprung -
habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, das etwas schief gehen könnte.
Ich war tief überzeugt, das alles gut gehen würde. Schließlich waren wir ja schon bei SSW 35 und 3.
Friedrich wurde als reif geborenes Frühchen auf die Nachsorge gelegt.
Alles war gut. er sollte nur noch trinken lernen und seine Temperatur zu halten. Zum Glück hing er dort am Überwachungsmonitor.
Am 5. Tag bin ich morgens auf die Station geschlendert
und dort sagte man mir, das Friedrich sich morgens "weggeschriehen" hätte.
Das heißt also mit der blau anlief.
Mittags habe ich ihn, wie gewöhnlich ohne Monitor gefüttert und plötzlich
wurde er schlapp und bekam für Sekunden dieses unheimliche graue Munddreieck.
Sofort wurde er wieder rosa.
Ich war völlig verunsichert für einen Moment. War das wirklich gewesen? Sollte ich die Schwester rufen? Würde man mich für hysterisch halten?
Diese Fragen rasten in Sekundenbruchteilen durch meinen Kopf.
Ich entschied mich und rief die Ärztin.
Dann ging alles sehr schnell.
Sie kam, animierte ihn zu atmen. Er kam wieder, brüllte und sie entschieden
ein EKG von ihm zum machen.
Also wurde er vollkommen verkabelt. Das Ergebnis war aber einwandfrei.
Abends fütterte ihn mein Mann. Diemal allerdings am Monitor.
Danach kuschlteFriedrich auf seinem Arm.
Und dann piepste der Monitor, denn er hörte auf zu atmen und die Sauerstoffsättigung ging runter auf unter 30%.
Dann ging wieder alles ganz schnell.
Sie holten ihn zurück, und netschieden sich, hn auf die Intensiv-Station zu verlegen. Dort hörte er dann im 5 Minuten-Takt auf zu atmen. und irgendwann krampfte er.
Es sah nicht sehr gut aus und meine heile Welt brach zusammen.
Ich hatte nicht geahnt (mich sicher bewußt nichteinmal damit beschäftigt) das er mir nach der Geburt hätte wieder genommen werden können.
Sie haben ihm 3 Antibiotika verabreicht, weil sie mit allen möglichen Infektionen rechneten. Nichts hat sich bestätigt. Einerseits natürlich gut,
andererseits aber eben auch unerklärlich was es war.
Das einzige was bis heute blieb sind kleine - vom Krankenhaus aber unbedenkleich eingestufte - Extra-Systolen.
Er lag noch einen ganzen Monat auf der Intensiv-Station.
Es kam mit und dann auch ohne Koffein zu keinen ernsten Apnoen mehr.
Wir wurden mit einem Monitor entlassen, da sie es letztendlich als 5-Tages-Krämpfe und near death SIDS eingestuft haben. Und ausserdem mit der Auflage, ihn eingehend von einem Kardiologen weiter betreuen zu lassen.
Eigentlich also alles gut.
Aber meine Angst sitzt plötzlich ganz tief.
An manchen Tagen schnürt sie mir die Luft ab.
Ich reagiere vollkommen verängstigt und verkrampft
auf kleine vermeintlich Krankheiten - die ihn in meiner
irrationalen Vorstellung sofort mit dem Tod bedrohen, wenn ich es nicht rechtzeitig merke.
Ich habe schon Termine bei einer Psychologin war genommen,
weil ich Anfangs befürchtete nun Postpartale Depressionen zu haben.
Ich weinte und weine sehr viel, wenn die Angst mich überkommt.
Ich fürchte mich vor den Momenten, wenn ich für länger mit ihm alleine bin, weil ich Sorge habe, nicht richtig oder nicht schnell genug zu reagieren.
Aber es wird besser langsam.
Der Kardiologe hat den Monitor nun schon einml ausgelesen und uns versichert,
das es keinen echten Apnoe-Alarm gegen hat.
Und wenn ich dann diese grausamen Schicksalschläge hier lese,
dann wird mir bewußt, wie haarsharf wir an einem solchen vorbeigeschreddert sind. und dann betrachte ich den blinkenden, piepsenden Monitor, der mich viel Nerven und Organisation kostet mit großer Dankbarkeit.
Was sagte der Kardiologe zu mir. Eigentlich müssten alle Kinder im ersten Lebensjahr ebenso überwacht werden können.
Und ja, ich glaube diese Angst um das Leben des Kindes bleibt, wenn man ein solches Erlebnis einmal hatte...
Liebe Grüße an den Tintenfisch
Karoline |