Rettung durch rechtzeitige Reanimation möglich ?? (Sonstiges)
Liebe Frau Jorch,
in den nächsten Tagen werden wir - so Gott will - unser 4.tes Kind in Armen halten können. Unser 3. Kind, Jule, starb im Oktober 2005 im Alter von 9 Monaten an SIDS.
Natürlich haben wir große Angst, dass wir nochmal ein Kind durch SIDS verlieren. Um ehrlich zu sein, bin ich manchmal schon bei meinen beiden großen Kindern nahe des Wahnsinns vor Angst, es könnte ein tödlicher Unfall passieren. Ich wage es gar nicht, mir auszumalen, wie es wohl mit einem schlafenden Baby und der bereits erlebten Todesart werden wird ...
Ich war bisher der Meinung, dass technische Überwachungsgeräte beruhigen können, aber nicht wirklich helfen können, da ja sogar monitorüberwachte Kinder im Krankenhaus an SIDS sterben. Zudem bin ich mir unsicher, ob diese Überwachungsgeräte selbst nicht ein Riskiko darstellen (Elektrosmog oder ähnliches?). Außerdem können diese Geräte auch nicht jede Minute überwachen, Schlaf außerhalb des Bettes (Kinderwagen/ Auto...).
Wir werden unser viertes Kind sicher nicht mehr zusätzlich zum Schlafsack mit einer Decke zudecken, wir werden auch auf ein Schaffell als Unterlage verzichten. Aber ansonsten haben wir laut Risikoliste "nichts falsch gemacht", bzw. drehen sich 9 Monate alte Kinder einfach selbst auf den Bauch. ...
Können Sie mir "empfehlen" solch ein Überwachungsgerät zu benutzen? Mein Mann ist von Beruf Arzt (auch Notarzt) und auch ich weiß nun (theoretisch) wie eine Reanimation durchzuführen ist. Wieso gibt es denn keine "Standards" (jedem Säugling wird vom Krankenhaus/ Kinderarzt eine Überwachungsgerät empfohlen) wenn diese Geräte SIDS-Todesfälle tatsächlich signifikant reduzieren können? Immerhin gibt es Studien, dass Schlafsäcke SIDS-Todesfälle reduzieren.
Vielen Dank für Ihre Auskunft
Alexandra
» Liebe Silja,
» Überwachungsgeräte verkürzen deutlich den Zeitabstand von einer
» lebensgefährlichen Situation, in der sich ein Kind befindet, bis zum
» Eintreffen des Erwachsenen, der dann entsprechende Maßnahmen einleiten
» muss. Dadurch, dass dieses Zeitfenster sehr klein gehalten wird, ist die
» Chance deutlich erhöht, das Kind retten zu können. Nicht das
» Überwachungsgerät kann das Kind retten, sondern die Maßnahmen, die dann
» umgehendst eingeleitet werden müssen.
» Eine 100%ige Gewähr, dass alles gut geht, bekommt man dadurch zwar nicht;
» aber eine 100%ige Gewähr, dass ich, wenn ich mich an das Steuer meines
» Autos setze und von meiner Seite alles richtig mache, ich ohne einen Unfall
» zu erleiden, wieder zu Hause ankomme, habe ich auch nicht.
»
» Mein Rat daher: wenn Du alle Risikofaktoren, die bekannt sind, vermeidest,
» zusätzlich die Technik, die uns heute für eine bessere Kontrolle der
» Gesundheit der Kinder zur Verfügung steht, benutzt und Dich durch ein
» entsprechendes Reanimationstraining an einer Säuglingspuppe vorbereitet
» hast auf eine Alarmsituation, in der Du eingreifen mußt, ist die
» Wahrscheinlichkeit, dass Dein Kind aus solch einem gefährlichen Zustand
» unbeschadet wieder herausgeholt werden kann, sehr sehr hoch.
»
» Und vergiß bitte auch nicht:
» Der Plötzliche Säuglingstod ist zwar die Haupteinzeltodesart im ersten
» Lebensjahr, aber von den 700.000-750.000 Kindern, die jährlich in
» Deutschland geboren werden, sterben - Gott sei Dank durch viele
» risikomindernde Möglichkeiten - nur noch 300-400 Kinder am SID, immer noch
» zu viele, (da wir die Ursache noch nicht kennen) aber doch deutlichst
» weniger als noch vor 20 Jahren (da waren es immerhin um die 2000
» Kinder/Jahr).
»
» Genieße daher die doch sehr kurze Babyzeit mit Deinem Kind trotz aller
» Sorge in vollen Zügen. Ich wünsche Euch ganz viel Spaß, Freude und auch
» viele viele unbeschwerte Stunden und Tage miteinander.
»
» Herzliche Grüße aus Münster
»
» Hildegard Jorch
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