Nachtwärme - und zwei tolle Bücher für Kleine (und Große) (Sonstiges)
Liebe Martina, lieber Volker,
ehrlich gesagt, habe ich mit keinem Notfallkrisenteam Kontakt gehabt. es gab zwar einen sehr tollen Kripobeamten, einen (etwas überforderten) Notfallseelsorger und vor allem meine Nachbarin, die ihren gesamten Urlaub für uns geopfert hat und glücklicherweise ein "Händchen" hat, mit solchen Situationen umzugehen, das sie in einem Krankenhaus die Stationsleitung der Intensiv ist. Da sieht man ja doch regelmäßig Menschen sterben. Mittlerweile ist unser Verhältnis recht freundschaftlich geworden, aber ich fürchte, dass es auch für sie sehr schwer ist, dieses Erlebnis zu verarbeiten. Sie hatte ja noch nie ein totes Baby im Arm.
Im Großen und Ganzen fühl ich mich ziemlich allein. Auch wenn es Angebote gibt, auch wenn Menschen sich bemühen, Rücksicht zu nehmen. Und doch scheinen einige auch selbst so sehr betroffen zu sein, dass sie sich auch teilweise etwas oder sogar extrem zurückziehen. Und ich kann nicht umhin, es tut mir weh. Und macht mich stumm.
Ich habe ein Problem mit Runas Grab. Ich kann´s nicht so recht in Worte fassen. Aber das ist zum Beispiel etwas, dass ich mit niemandem teilen will. Also weder meine Gedanken darüber noch einen Besuch dort. Ich würde mit niemandem darüber sprechen. Und es tut mir sogar weh, wenn mir jemand anders sagt, er wäre dort gewesen. Meine Tochter habe ich schon gefragt, ob sie dorthin will. Aber nur 1-2 x. Ich glaube, wenn das Wetter jetzt schöner wird, nehm ich die Kinder mit dorthin. Aber vielleicht warte ich auch damit, den Nathan mitzunehmen. Ich muss mal nachfühlen. Es ist halt auch so, dass ich beinahe das Gefühl habe, ich würde den inneren Kontakt zu Runa verlieren, wenn ich sie dort besuche. Es ist ihre Hülle dort. Und im Moment fühl ich sie noch - körperlich - um mich herum. Mensch, mist, jetzt kommen mir doch die Tränen...
Also ich möcht mir einfach ein wenig Zeit lassen, das alles "in mich hineinwachsen zu lassen". Das mag sich fremd anhören, fühlt sich für mich aber ganz authentisch an. Versuche aber schon, mich bei all dem zu reflektieren und immer wieder neu zu fragen, ob der Ist-Zustand noch mit meinem Inneren und unserer gemeinsamen Situation übereinstimmt.
Nathaniel. Komisch ist das. Wie ich die Namen meiner Kinder ausgesucht habe.
Lena heißt mit zweitem Namen Genoveva, ein altdeutscher Name mit der Bedeutung "das Zauberweib".
Und als ich mit Nathaniel schwanger war, hatte ich das Gefühl, wer auch immer jetzt noch unser Leben mit uns teilt, und wie auch immer es auch werden wird, er ist in jedem Fall ein Geschenk. Und das ist auch die Bedeutung seines Namens - Nathaniel = "Nathan, das Geschenk" und "i-el = von Gott"
Und Runa....Runa kommt aus dem Nordischen. Ursprünglich von den Runenzeichen und heißt "das Geheimnis, der Zauber".
Ja, und mir kommt auch alles Mögliche, was mit Runa und um sie herum passiert ist vor wie ein Geheimnis. Im Nachhinein. Gemeint habe ich den Namen eigentlich eher für ihre Zukunft. Wir Menschen müssen halt manchmal verstehen, dass nicht alles erklärbar ist. Oder veränderbar. Und manche Dinge sich aber wie von Zauberhand wundervoll ins Positive wandeln.
Und jetzt ist das Geheimnis um Runa schon zu sehr Wahrheit geworden.
Eine gute Gelegenheit für eine Buchempfehlung, die mich persönlich sehr getroffen hat, als ich den Buchtitel hörte: "Abschied von Rune".
In dieser Geschichte geht es um Rune, einen Jungen, der stirbt. Und seine beste Freundin, um die herum die ganze Geschichte aufgebaut ist - mit recht ungewöhnlicher, aber wundervoller Illustration. Das Buch ist für "Leser" ab ca. 5 Jahren empfohlen. Aber der Nathan und ich erzählen halt auch ziemlich viel drumherum, ich lese nicht immer einfach nur vor.
Eine andere Geschichte, die zwar keine Trauergeschichte ist, aber den Nathaniel total amüsiert und ihm zur Zeit Mut macht, ist "Lauras Stern", in dem Laura mit ihrem kleinen Bruder Thommy im Traum Thommys "Beschützmichhund" sucht. Die Geschichte ist für so kleine Knirpse einfach klasse.
Anbei möchte ich noch erwähnen, dass ich mich hier im Forum zwar um Offenheit bemühe, aber nicht alles schreiben würde, was mir auf der Seele brennt oder zu sehr in meine Privatsphäre reicht.
Wenn Ihr beide das wollt, könnt Ihr ja bei Gelegenheit mal eine Email schicken, ich habe diese Möglichkeit hier eingerichtet. Manche Dinge gehören hier nicht hin. Aber das soll Euch nicht drängen. Macht das einfach, wenn´s echt ok ist für Euch.
Ganz liebe Grüße.
Alex
PS: Ich habe mich übrigens über alle Reaktionen auf mein Posting sehr gefreut. Es hat mir ziemlich gut getan. Alles Liebe an Euch alle, auch an die, die ´s nur gelesen haben.
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