Plötzlicher Kindstod???? (Sonstiges)
hallo "Sonne",
Du schreibst: "Da die Begründung SIDS jedoch keine Erklärungen bringt, habe ich mich selbst auf die Suche nach Erklärungen gemacht. Ich habe einige Ärzte aufgesucht und eine kompetente Ärztin hat mir erklärt, dass es ihrer Meinung nach, den Plötzlichen Kindstod gar nicht gibt, sondern dass immer eine körperliche Ursache zugrunde liegt, die bei der Autopsie jedoch nicht mehr feststellbar ist wie z.B. eine Herzrhytmusstörung oder Stoffwechselerkrankung o.ä. Deshalb gelinge es auch in den seltensten Fällen die Babys zu reanimieren, da die körperliche Erkrankung nicht mit der Reanimation behoben werden kann."
Leider muss ich der Meinung Deiner Ärztin in gewisser Weise widersprechen: es gibt den Plötzlichen Kindstod als Diagnose. Sie hat Recht mit der Meinung, dass es keinen Tod ohne Ursache gibt, aber in diesem Fall findet man keine Ursache als solche, nicht, weil das Kind an einer Herzrhythmusstörung gestorben ist; auch die könnte man prinzipiell u.U. genetisch herausfinden und behandeln; auch nicht, weil es an einer Stoffwechselstörung gestorben ist; auch die könnte man diagnostizieren und u.U. behandeln. Das sog. biologische System dieses Kindes - klingt jetzt bewußt sehr sachlich - hat nicht mehr funktioniert; warum, das weiß man nicht; forschungsmäßig ist man sich sicher, dass es sich um ein multifaktorielles Ereignis handelt, d.h. es müssen verschiedene Faktoren zusammengekommen sein, damit der Tod ausgelöst wurde; welche genau, weiß man aber nicht. Eine Herzrhythmusstörung kann dabei eine Rolle gespielt haben, eine Infektionserkrankung kann dabei eine Rolle gespielt haben, möglicherweise auch eine Stoffwechselerkrankung; aber daran ist das Kind nicht gestorben, sonst hätte man die Todesursache.
Was Deine Ärztin mit ihren Aussagen vielleicht auch ansprechen wollte, war vielleicht auch, dass es leider keine standardisierten Autopsien/Obduktionen gibt. Wenn man zufällig mit seinem Kind in eine Studie hineinkommt, wird wesentlich mehr an Einzeluntersuchungen beim Kind durchgeführt, als wenn es in eine "normale" Autopsie kommt; und auch da obliegt es dem Untersucher, welche weitergehenden Untersuchungen durchgeführt werden und welche nicht.
Zu sagen, dass es höchst selten gelingt, ein Kind wiederzubeleben, ist eine prinzipielle Aussage, die so sicher auch n i c h t r i c h t i g ist. Wenn man das Kind in einem schlechten Kreißlaufzustand rechtzeitig findet, ist es u.U. schon möglich, es auch wiederzubeleben. Und genau dafür sorgt der Monitor: wir bekommen als Eltern sehr zeiteng einen Alarm zu einem schlechten Zustand des Kindes und können dann noch eingreifen und das Kind aus diesem Zustand herausholen. Die Ursache dieses Zustandes haben wir damit nicht behoben, die wird man herauszufinden haben. Manchmal findet man sie ja sogar und kann sie dann behandeln. Wenn sie nicht gefunden wird, hatten wir aber trotzdem die Chance, das Kind aus diesem schlechten Kreißlaufzustand herauszuholen und überleben zu lassen. Ich kenne nicht nur eine Familie, die Echtalarme mit ihrem Kind hatten und die Kinder aus diesem Zustand herausgeholt haben. Sie sind heute aus dem gefährdetetn Alter heraus und leben ein ganz normales Leben, z.T. ohne eine Grunderkrankung jemals gefunden zu haben, die diesen Zustand ausgelöst hat.
Ich hoffe, ich konnte Dir damit ein bißchen Mut machen und etwas Licht in diesen Fragendschungel bringen.
Liebe Grüße
Hildegard Jorch
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Präsidentin der GEPS- Deutschland e.V.
Vorsitzende der GEPS-NRW e.V.
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