Verschobene Statistiken (Fragen zur Forschung)
Hallo, auch ich als betroffene Mutter habe mir diese Frage schon gestellt. Ich bin nicht so vertraut mit den Statistikzahlen und vielleicht gibt es Menschen die davon überzeugt sind und die Zahlen kennen, die zeigen, dass man Risikofaktoren weiß und die Sterberaten der Babys abgenommen haben. Ich für mich jedoch weiß, dass bei meinem Sohn keinerlei Risikofaktoren zugetroffen haben, außer dass er mein zweites Kind war, ein Junge und in den Wintermonaten geboren.
Das scheint mir aber etwas dünn als Risikofaktor. Alles andere, Schlafumgebung und Bekleidung, Temperatur, Ernährung, Luftqualität und so weiter war genau so wie es die Hinweise raten. Ich wüsste nicht was ich hätte anders machen können- und was ich nächstes Mal anders machen könnte.
Ein Mann von der Polizei mit dem ich im Zuge der Ermittlungen zu tun hatte sagte damals schon zu mir, dass er nun schon lange mit diesem Thema beschäftigt ist und während dieser Zeit die Sicherheitshinweise gewechselt und sich verändert haben, seines Erachtens aber die Zahl der Kindstode nicht zurückgegangen sind. Vielmehr tatsächlich sei es seiner Meinung nach eine Definitionssache, ob der Tod eines Babys oder Kleinkindes nun als Kindstod oder als ungeklärte Todesursache eingestuft würde. Da drängt sich der Gedanke auf, dass wir uns an irgendwelchen Strohhalmen festhalten um uns und die Kinder zu schützen.
Aber irgendwie ist es auch egal. Immer wieder sterben Kinder am Säuglingstod und nichts holt sie zurück. Es ist so oder so schwer oder besser gesagt gar nicht zu verstehen warum diese Kinder so früh sterben ohne dass es einen Grund zu geben scheint. Es ist schlimm genug sich dem Tod beugen zu müssen und zu akzeptieren dass wir machtlos sind, uns damit abfinden müssen, unsere eigenen Kinder zu überleben und mit ihnen all die Träume und auch ein Stück unseres eigenen Lebens zu begraben. Was bringt es, in Frage zu stellen, ob es wirklich Risikofaktoren gibt oder wir doch eher (wie ich auch zu glauben neige) eigentlich nichts wissen.
Wenn dieses (Nicht)Wissen aber dazu führt, dass tausende Eltern beruhigter und unbelasteter die Säuglingszeit ihrer Kinder erleben können, weil sie sich eben so weit es geht ein Stück sicher fühlen (wollen)- und auf der anderen Seite am Ende vielleicht doch das eine oder andere Kind geschützt werden kann, dann ist es gut, dass es all die Aufklärungsplakate und Aktionen gibt. Dann werden Definitionen und Statistiken die man nicht eindeutig lesen kann irgendwie unwichtig.
Wie will man auch bei Dingen die den Tod betreffen etwas zu wissen meinen? Zumindest so lange wir leben scheint mir das nicht möglich- wir können aber - da wir eben leben- versuchen damit zu leben und umzugehen. Den Tod seines Kindes zu verkraften ist schrecklich, schmerzhaft und grausam, da ist es mir irgendwie egal ob es nun diese oder jene Kürzel in der Aktenlage bekommt.
Viele Grüße
Salabine
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