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Ullis Geschichte aus dem Jahre 1967 (Trauer)

verfasst von ullis Mama(R), 14.09.2013, 21:15 Uhr

Hallo an alle,
ich möchte - nach längerer Überlegung - nun doch hier im Forum etwas von meinem Sohn Ullrich, welcher am 20.05.1967 geboren wurde und am 23.09 1967 aus scheinbar unerklärlichem Grund in Westerland auf Sylt plötzlich gestorben ist, aufschreiben.
Der Grund dafür ist, dass es mir mit jedem Schreiben hier an andere Betroffene immer ein kleines Stückchen besser geht und so hoffe ich, wird es das Aufzeichnen meiner/unserer Geschichte auch bewirken???
Sollte hier etwas an Text vorkommen, was ich woanders schon beschrieben habe, dann bitte ich, mir das nachzusehen und es eben einfach zu überlesen.

Unsere Geschichte:
Mein Mann und ich machten im September 1967 Urlaub in W. in einer Ferienwohnung, diesmal jedoch, glücklich wie noch nie, mit unserem 4 Monate alten Sohn Ullrich zusammen.
Lt. ärztlicher Untersuchung 1 Woche vorher, war er kerngesund und kräftig, woraufhin der Kinderarzt die Urlaubsreise befürwortete.-
Nach 3 Tagen Urlaub und 20 Minuten nach seiner letzten Mahlzeit fanden wir den Kleinen blass und leblos im Bettchen vor.- Auf kinderärztliche Empfehlung zu dieser Zeit, um eben gerade eine Gefährdung durch evtl. aufsteigenden Speisebrei zu verhindern, lag unser Sohn auf dem Bauch, das Köpfchen zur Seite gedreht.-
Sofort eingeleitete Mund-zu-Mund-Beatmung durch meinen Mann brachte keinerlei
Wirkung und der in höchster Not benachrichtigte Hausmeister der
Wohnanlage brachte uns im Eiltempo in die damalige Nordseeklinik, wo ein
Arzt uns das Kind aus den Armen riss und in die Ambulanz rannte.

Nach längerer banger Wartezeit teilte uns eine sehr liebe ältere
Krankenschwester weinend mit, dass unser Kind nicht mehr wiederzubeleben gewesen sei und das gleiche wurde uns dann vom Ärzteteam
bestätigt.-
Der Körper unseres Kindes wurde beschlagnahmt und wir ohne weitere
Informationen weggeschickt. Ob eine potentielle Obduktion angeordnet
wurde, bekamen wir nicht mitgeteilt.
Die polizeiliche Befragung ließ nicht lange auf sich warten. Auch hierüber
waren wir nicht informiert worden und deshalb „überrascht“, jedoch: es
war uns alles völlig egal, selbst wenn man uns verhaftet hätte!!!

Nach der Befragung durch einen Polizeibeamten bekamen wir die Empfehlung
ohne die Leiche unseres Kindes zurück nach Hause zu fahren, verließen die
Ferienwohnung Hals über Kopf und verbrachten die angebrochene Nacht im
Polizeiasyl, denn eine Bleibe konnte uns - selbst der uns seit Jahren bekannte Pastor nicht bieten, er öffnete uns nicht einmal die Tür…

Was mit unserem Kind nun geschah, haben wir niemals und von keiner Seite
erfahren .- Weder eine Todesursache wurde uns mitgeteilt, wenn es denn
eine reale gab, noch Ergebnisse aus dem Bericht der Obduktion, sollte
überhaupt eine gemacht worden sein??? Eventuelle Organentnahmen????

Ebenfalls keine Information an unseren Kinderarzt , der sich zu unserer
Tragödie in keiner Weise zu äußern wusste! Wir ließen unser Kind, nachdem
wir die Erlaubnis dazu einige Tage später von der Sylter
Staatsanwaltschaft (?) bekommen hatten, nachhause überführen und
beerdigten ihn hier am 29.09.1967.

SCHWEIGEN also ALLENTHALBEN, was für uns Eltern eine unaussprechliche
Belastung und katastrophale weitere Lebenssituation mit sich brachte! Auch
wir beide, incl. der gesamten Familie konnten nicht über unser Unglück miteinander sprechen.
Unsere Ehe zerbrach einige Jahre später und unlängst ist auch der
Kindsvater verstorben.-
Es verhält sich nun so, dass dieser mir bei unserer Trennung sämtliches
an Unterlagen, selbst in Kopie, wie z. B. die Geburts- u. Todesurkunde
oder Fotos unseres Sohnes verweigerte! Wo das Familienstammbuch
„abgeblieben“ ist, blieb mir verborgen.
Alles im Zusammenhang mit dem Tod meines Kleinen bereitet mir schlimme, innere Not und nun versuche ich seit einiger Zeit beharrlich bei vielen möglichen Stellen und Ämtern wenigstens ein paar Dokumente zur Existenz bzw. zum Tode meines Söhnchens zusammen zu bringen. Viel Hoffnung habe ich nicht nach all der Zeit, aber der Versuch allein hilft mir schon weiter, denn die von mir erfahrene jahrzehntelange Ungewissheit ist ein Stück
"Hölle auf Erden “, wie sich jede/r hier vorstellen kann...

Mein DANK geht an alle, die dies gelesen haben!!! Ich selbst bin ungeheuer DANKBAR für dieses Forum hier, welches mir erlaubt, aufrichtig und aus meinem Herzen zu schreiben, sowie Verständnis zu erfahren und dies vor allem: ohne die Furcht vor Zurückweisungen haben zu müssen!
Ich grüße Euch alle herzlich, ullis Mama

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Ullis Geschichte aus dem Jahre 1967 von ullis Mama(R) am 14.09.2013 um 21:15 Uhr  [Board] [Mix]
Ullis Geschichte aus dem Jahre 1967 von mamavonlina(R) am 14.09.2013 um 21:44 Uhr
Ullis Geschichte aus dem Jahre 1967 von Omaoma(R) am 15.09.2013 um 21:05 Uhr
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