Lenya (Trauer)
Liebe Lysann,
ich möchte dich gerne in irgendeiner Weise trösten , ich weiß aber, es ist leider nicht möglich.-
Das einzige, was ich dir mittlerweile aus vollstem Herzen sagen kann: du hast keinerlei Schuld am Tod deiner Kleinen, hast alles richtig gemacht!!!!. Früheres Aufwachen und nach ihr sehen hätte sie nicht retten können… es ist ein Schicksalsschlag und wir müssen dies begreifen lernen… was man sich zunächst nicht vorstellen kann.-
Ich habe mehr als 40 Jahre mit schweren Schuldgefühlen zugebracht – alle Therapeuten machten einen großen Bogen um mein Leid und wiesen mich damit zurück. Erst vor 2 Jahren bei einer psychosomatischen Kur hörte mir eine fähige Psychologin so empathisch zu, als ich es zum allerersten Mal wagte, ihr den gesamten Ablauf von Ullis Tod, das Davor und das Danach zu beschreiben. Es war schon einmal erleichternd, darüber - aufgelöst in Tränen - zu sprechen. Sprechen ist allemal eines der winzigen Heilmittel! Anschließend an diese Kur sprach ich wochenlang in einer körperorientierten Psychotherapie (NARM nach Laurence Heller u. Aline Lapierre) über mein Kind. So ist es mir gelungen, diese Schuldgefühle am Sterben meines Babys zu überwinden!
Ich finde es so gut, dass dich deine Therapeutin ermutigt zu sprechen und zu schreiben über das, was passiert ist!
Nur: die meisten anderen Menschen haben Angst, so etwas zu hören und man fühlt sich, als sei man vor eine Wand geknallt. Mir ist das all die Jahre so gegangen und ich habe es aufgegeben, etwas zu sagen. Auch der Vater von Ulli hat alles in sich hineingefressen und dann eine Zwangsstörung entwickelt.
Die Trauer um das Kind bleibt bestehen –und wer anderes sagt – ist für mich unglaubwürdig, sie verändert sich nur ein wenig mit den Jahren. Immerhin spreche ich davon, und dies aus vollster Überzeugung, dass ich 4 geliebte Kinder habe: Ulli (*), Stefanie, Nicola und Mike, unseren Pflegesohn.-
Liebe Lysann, ich drücke dich unbekannterweise ganz fest
Deine ullis Mama
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