Liebe Rici, liebe Corinna,
vielen lieben Dank für Eure Antworten. Es tut gut endlich mal Antworten auf all die offenen Fragen zu bekommen. Mich macht das total fertig, dass ich keine Antworten über den Tod meines Sonnenscheins bekommen kann. Ich bilde mir ein, dass ich es leichter verarbeiten könnte, wenn ich z.B. wüßte dass er einen Herzfehler o.ä. hatte. Aber wahrscheinlich wäre die Trauer dann auch nicht einfacher zu bewältigen.
Ihr schreibt beide, dass das Leben mit Monitor nach einer kurzen Eingewöhnungsphase zum Alltag wird. Das gibt mir Hoffnung... Ein wenig weichen die Hirngespinste aus meinem Kopf, dass es für mich und meinen Freund und besonders fürs Baby eine ganz schreckliche Zeit werden würde. Falls Gott und Jonas uns beiden noch einmal das Glück schenken ein Geschwisterchen zu bekommen, dann möchte ich die kurze Zeit des Baby-Seins doch genießen können. Ich habe ja bereits bei Jonas gesehen wie schnell die Entwicklung voran schreitet, zuerst noch ein klitzekleines, Hilfe suchendes Baby und 5 Monate darauf schon ein strahlender, spitzbübischer, kleiner Mann.
Liebe Corinna, ich kann gut verstehen, dass Du nach dem Tod von Tobias erst keine Kinder mehr haben wolltest und dass Du dich vollkommen in die Arbeit gestürzt hast. Bei mir ist das vollkommen anders. Ich habe noch nicht wieder angefangen zu arbeiten. Vor Jonas war ich selbständig, ich führte ein kleines Bekleidungsgeschäft zusammen mit meiner Schwester. Eigentlich wollte ich nach der Babypause wieder zurückgehen, doch nun kommt mir diese Arbeit so unsinnig und oberflächlich vor. Ich möchte mich irgendwie neu orientieren, bin aber innerlich so leer, dass ich keine Ahnung habe, was ich machen könnte. Inzwischen arbeite ich manchmal ehrenamtlich bei Wohltätigkeitsprojekten oder Essen auf Rädern, das sind sinnvolle Aufgaben und geben mir das Gefühl gebraucht zu werden. Aber so langsam brauche ich eine richtige Aufgabe, eine Perspektive, um mein Leben wieder auf eine geregelte Bahn zu lenken. Aber alles was ich tun möchte, ist Mami sein... Der Wunsch nach einer eigenen Familie ist allgegenwärtig. Mein Freund wünscht sich auch ein Geschwisterchen, doch wir versuchen uns ,so weit wie möglich, nicht psychisch unter Druck zu setzen, denn dann klappt´s bestimmt nicht. Auf Jonas mussten wir auch über ein Jahr warten. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns Jonas, wenn die Zeit reif ist, ein Geschwisterchen schickt. Ein wenig Lebensfreude kommt dann bestimmt wieder in unser Leben zurück, auch wenn die Trauer die selbe bleibt. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass viele Hochs und Tiefs kommen werden und ein totales Gefühlschaos herrschen wird, doch das gibt es ja jetzt auch schon. Kaum kommt einmal ein kleines Lächeln über die Lippen, dann fühlt man sich gleich elend schlecht.
Auch ich habe mich total verändert seit Jonas. Zuerst mit der Schwangerschaft, der Geburt und dem Leben mit Jonas und dann nochmal nach dem Tod von Jonas. Viele Veränderungen sind positiv (wenn auch mit einem bitteren Beigeschmack) wie z.B. die Einstellung zum Leben, mein Denken und Handeln, aber viele sind auch negativ. Ich bin viel ängstlicher und pessimistischer geworden, aber vielleicht auch nur realistischer, da ich zuvor den Tod vollkommen aus meinem Leben verbannt habe.
In diesem Spruch liegt wirklich viel Wahrheit. Das erinnert mich an ein Gespräch, das ich mit einer Sids-Mami geführt habe, bei der schon einige Jahre vergangen sind, seit sie ihren Sohn verloren hat. Sie sagte mir, wir können zwar alles in unserer Macht stehende tun, damit es unseren Kindern gut geht, aber letztendlich liegt es nicht in unserer, es liegt in Gottes Hand, ob unsere Kinder bei uns bleiben dürfen.
Liebe Rici, liebe Corinna,
ich wünsche Euch alles, alles Liebe mit Euren kleinen Wonneproppen.
Sonne mit Jonas ganz, ganz fest im Herzen! --- Mein Engelchen, ich liebe und vermisse Dich wahnsinnig.
Die kurze Zeit mit Dir war die wunderschönste meines Lebens.
Danke, dass Du mein Leben bereichert und mir die Liebe gezeigt hast!
1000 Bussi, Deine Mami... |