Liebe Alex,
danke für deine sehr einfühlsamen Zeilen und deine E-Mail. Du bist ein ganz besonderer Mensch und deine Kinder haben eine wunderbare Mutter, die ihnen zeigt, wie schön das Leben ist und dass es sich lohnt, jeden Tag aufzustehen, um sich zu erfreuen, obwohl eure kleine Runa von euch gegangen ist und ihr sie alle sehr vermisst. Ich kann dir gar nicht sagen, was mir alles beim Lesen deiner Zeilen durch den Kopf gegangen ist, du beschreibst sehr intensiv deine Gefühle, deine Stärke, für deine Kinder da zu sein und deine Ängste, sie zu verlieren und das Bewusstsein, jeder Tag ist wertvoll und das Leben ist zerbrechlich. Mir wird bewusst, wie unwichtig manche Dinge werden, die wichtig erscheinen und ich schäme mich, wie oft ich mich über Nichtigkeiten aufrege oder losheule, weil meine Kinder sich mal wieder streiten, während unser Baby schreit und mein Mann fragt, wann es endlich Essen gibt...ich fühle mich dann so überfordert und unglücklich - dabei sollte ich glücklich sein, denn ich habe drei gesunde Kinder und schreibe gerade in einem Forum, das doch für Eltern gemacht ist, die ihr Liebstes auf der Welt, ihr Kind verloren haben! Ja, woher kommt meine Angst, meine kleine Emily könnte auch eines Tages nicht mehr aufwachen...Ich habe sie so unglaublich lieb, ich schaue sie an und lebe die Zeit, jeden Tag, jede Minute, jede Sekunde so intensiv und danke Gott dafür, nach meinen beiden "Großen"nochmal dieses kleine Wunder geboren zu haben. Und dann beschleicht mich dieses Gefühl,dies Angst, die mich ganz starr werden lässt und die mir sagt, niemand weiß, ob unsere Kleine nicht auch dieses Schicksal ereilt oder ob ihr oder meinen anderen Kindern oder uns irgendwas zustößt. Meine Hebamme sagte es sehr treffend. Ich solle mich nicht zu verrückt machen, es kann immer was passieren und ich darf mich nicht da reinsteigern, sonst kann ich mich gleich einweisen lassen. Ich war schon immer sehr emotional und als vor fast genau 8 Jahren unser bester Freund durch einen Autounfall ums Leben kam und 4 Jahre später eine gute Freundin von mir, da hat mich das sehr aus der Bahn geworfen und mir war klar, es kann jeden treffen. Ich bin sensibel geworden für den Tod, ich beschäftige mich seit der Geburt von Emily viel mit SIDS und ich gebe zu, es macht mir Angst, dass hier im Forum ständig neue arme Eltern schreiben, sie hätten ihr Kind verloren...Ich frage mich dann, ob sie vielleicht vorher noch nicht so über den Kindstod Bescheid wussten und daher einige der Risikofaktoren mit dazu führten, dass die Kinder gestorben sind. Oder ob es TROTZ aller vorbeugenden Maßnahmen passiert ist!!!!! Und genau das ist es, was diese Angst nicht verschwinden lässt, dies Machlosigkeit! Ich liege wach und überlege, warum nicht etwas auf den Markt gebracht werden kann, dass die Kinder auch im Kinderwagen, Wippe etc. überwachen kann, etwas, was unkompliziert ist und was sich jeder leisten kann...
Ich muss mich entschuldigen, dass ich hier so viel schreibe!!! Doch es geht mir so viel im Kopf rum...
Liebe Alex, ich wünsche dir alles Gute und dass du nochmal ein Baby bekommst und es genießen kannst und hoffe wirklich, dass du es schaffst, deine Schwangerschaft und die Babyzeit zu genießen. Du bist so voller positiver Energie, ich wünschte, ich hätte etwas von dir!
Viele Grüße
Moni |