Vorab möchte ich hier anmerken, dass der Artikel von Frau Löffler Anfang April meines Wissens nach im Zeitmagazin erscheint ( www.medizintexte.com ). Sie hat mir freundlicherweise zugesagt, mir den Artikel per Post zuzusenden. Ich würde mich über einen aufklärenden Artikel, der über den „plötzlichen Kindstod“ informiert und sensibel macht sehr freuen. Dennoch möchte ich mein Posting nicht davon abhängig machen, wie - speziell der Artikel von Frau Löffler - ausfällt. Es ist mir ein Anliegen, dass ALLE Fakten auf den Tisch kommen.
Auch, dass für den „plötzliche Kindstod“ noch keine abschließende Begründung, schon gar nicht DIE Begründung gefunden wurde und damit der Umgang mit Betroffenen DEM - ENTSPRECHEND gewährleistet sein sollte.
Hier also mein Posting (ich würde mich über Reaktionen freuen, auch kritische Reaktionen):
Hallo,
vor einiger Zeit hatte ich Kontakt mit Frau Löffler (Journalistin und Ärztin) , Sie hat am 30.01.07, 11:42 im Forum einen Aufruf gepostet, - sie sei auf der Suche nach betroffenen Eltern von an SIDS verstorbenen Kindern.
Ich habe während des Telefonats mehr und mehr den Eindruck bekommen, dass sie vor allem auf der Suche nach Eltern ist, die von versäumten Präventationsmassnahmen berichten, um auf diese Weise von einigen „lebenden“ Beispielen berichten kann, die den Tod ihres Kindes hätten verhindern können.
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich in Versuchung war, darauf einzugehen. Sie hat zum Beispiel immer wieder die Frage wiederholt, „warum ICH mich entschlossen hätte, mit ihr Kontakt aufzunehmen – und was ich ihr noch erzählen will.“
Ich habe mit ihr Kontakt aufgenommen, um herauszufinden, WAS SIE VORHAT. Warum SIE diesen Artikel schreiben will.
Geht es ihr um reine Aufklärung der möglichen Prävention? Wenn ja, wozu braucht sie dann Kontakt zu Eltern, die ihr Kind schon an SIDS verloren haben?
Oder möchte Sie eventuell auch erreichen, dass mehr darüber herausgefunden werden kann – denn die Gründe von SIDS liegen offensichtlich NICHT auf der Hand, sonst wäre ich höchstwahrscheinlich wegen unterlassener Hilfestellung festgenommen worden. Wie dem auch sei.
FRAU LÖFFLER hat KEINE ANGABEN darüber gemacht, was ihr Ziel ist. Sie meinte, sie sei sehr offen für neue Aspekte. Nur kann ich das nicht mehr glauben und das will ich gerne erklären.
Ich habe zwei Punkte angesprochen bezüglich der Situation der Hinterbliebenen NACH SIDS.
1. Es gibt es einige Lücken bezüglich der Begleitung der Familien und vor allem der Geschwister. Weder Menschen, die beim Jugendamt arbeiten noch die Seelsorger oder die Kripo sind über SIDS und die Folgen ausreichend informiert, geschweige denn mein Nachbar oder die Lehrer meiner Kinder.
2. Ich habe mit Ärzten und Gerichtsmedizinern Kontakt aufgenommen, da es – wenn ich es richtig verstanden habe – auch auf Seiten der Wissenschaft noch offene Fragen gibt, beziehungsweise die Forschung über SIDS zwar viele Ergebnisse vorliegen hat, aber SIDS bisher nicht mit allen Aspekten in größeren Studien untersucht werden konnte. Ich frage mich und diese Menschen, wie meinen Kindern und anderen Menschen hier weitergeholfen werden kann, wie man herausfinden kann, ob z.B. eine genetische Affinität besteht.
Vielleicht hat auch Frau Löffler diesen Ansatz, diese Idee. ABER sie hat durchaus den Eindruck gemacht, dass sie hauptsächlich die Überzeugung vertritt, dass SIDS eine reine Frage von Vorbeugungsmassnahmen ist. Aus diesem Grund habe ich ihr in einer Email mitgeteilt, dass ich in ihrem Artikel NICHT erwähnt werden will. Ich möchte an dieser Stelle aus der Antwort von Frau Löffler zitieren:
Liebe Alex (ich nenne hier nur meinen Forum – Namen),
ich kann Ihre Bedenken verstehen und halte es für eine gute Entscheidung, Sie nicht im Artikel zu erwähnen. Ich kann nur sehr begrenzt nachvollziehen, in welcher Ausnahmesituation Sie sich befinden, dennoch wäre schön, WENN SIE MIR EINE EIGENE URTEILSFÄHIGKEIT ZUGESTEHEN. Mir ist klar, dass mein Text für Betroffenen nie alle Aspekte in Genüge vereinen wird, noch der Individualität jedes einzelnen, verstorbenen Kindes Rechnung tragen kann.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Kindern alles, alles Gute.
Herzliche Grüße
Constanze Löffler
Constanze Löffler
Medizinjournalistin und Ärztin
Ich frage Euch hier im Forum: Was könnte die Dame mit „eigener Urteilsfähigkeit“ Eurer Meinung nach meinen?
Ich möchte an dieser Stelle ganz klar die Frage in den Raum stellen:
WENN Frau Löffler einen Artikel über Präventionsmassnahmen schreiben WILL, könnte sie dann nicht eher Kontakt zu Kinderärzten, Kreißsälen, Hebammen, Gynäkologen aufnehmen, um DIE zu befragen, inwieweit sie werdende Eltern informieren und nach der Familiengeschichte befragen?
UNSERE Kinderärztin hat zum Beispiel schon damit angefangen, das Thema wieder vermehrt bewusst zu machen, indem sie umfangreiches Informationsmaterial im Wartezimmer ausgehangen hat.
Wozu braucht sie die Berichte von Eltern, die sich sowieso mit der Schuldfrage auseinandersetzen? DAS ist ein Phänomen, das auch bei Eltern (UND Geschwistern) auftritt, wenn ein Kind z. Bsp. durch einen Unfall stirbt (hätte ich sie/ihn doch heute nur 5 Minuten später losgeschickt; oder: Warum habe ich sie/ihn heute nicht – so wie immer – zur Schule begleitet, und, und, und…).
Ich muss annehmen, dass Frau Löffler mir unterstellt, dass ich den Tod meines Kindes hätte verhindern können und diese Meinung in ihrem Artikel verwendet, um andere Eltern für das Thema zu sensibilisieren. Ich halte das für keinen guten Ansatz, weil damit der Öffentlichkeit suggeriert wird, Eltern hätten den Tod ihrer Kinder in jedem Fall verhindern können. SID ist ein multifaktorielles Ereignis und keiner kann die Konstellation der Faktoren bislang benennen, die zum Tode führen. Sicher ist es sinnvoll, Öffentlichkeit auf Risikofaktoren aufmerksam zu machen, aber immer mit der entsprechenden Sensibilität, Betroffene nicht gleichzeitig abzustempeln als diejenigen, die sie nicht eingehalten haben. Es sterben durchaus Kinder, deren Eltern alle Präventionsfaktoren beachtet haben.
Ich kann nur noch einmal betonen: ich halte dies für keinen guten Ansatz zur Aufklärung über Präventionsmaßnahmen. Was meint ihr?
Liebe Grüße,
Alex |