Hallo.
Ich habe mich hier schon sehr lange nicht mehr gemeldet. Zum einen möchte ich mich hiermit bei denjenigen entschuldigen, die vielleicht schon seit geraumer Zeit mal auf ein Lebenszeichen gehofft haben, zum anderen möchte ich Euch schildern, was mir und meinen Kindern inzwischen passiert ist:
Mein jüngstes Kind Runa ist am 25.12.06 gestorben. Die ersten Monate habe ich dank sehr guter seelischer Begleitung einigermaßen gefasst überstanden, bin dann aber im Sommer - als ich für einige Wochen nicht arbeitete - sehr down gewesen. In dieser Zeit habe ich innerlich die Entscheidung gefasst, auf jeden Fall wieder auf die Füße zu kommen und wollte alles dafür tun.
Doch im August 2007 hatte mein damals grade 3 jähriger Sohn vor meinen Augen beinahe einen Atemstillstand. Ich war glücklicherweise schon mit ihm im Krankenhaus, die Situation war schrecklich für mich. Er hatte eine Lungenentzündung, die nicht ganz ausheilte. Daher waren wir in den Monaten danach bei quasi jedem Infekt binnen Stunden im Krankenhaus. Das lief so bis Ende November, er war damals wieder extrem obstruktiv (verkrampfte Atmung), und ich bin dankbar, dass er mittlerweile medikamentös gut eingestellt ist. Obgleich ich nicht besonders glücklich über den Umstand bin, dass er Cortison benötigt, aber es hilft uns, Infekte einzudämmen und zu überstehen.
Im Dezember 2007 kam meine Tochter ins Krankenhaus. Im letzten Moment. Es wurde ein ca. 15 Zentimeter großer Tumor festgestellt. Wir haben 4 Tage auf die OP gewartet, sie war in dieser Zeit nicht mehr ansprechbar. Die OP lief gut, sie hat sich inzwischen in jeder Beziehung wieder gefangen.
In diesen Tagen habe ich Nathaniel zu jemandem in Obhut gegeben, wieder ging alles sehr schnell, ähnlich wie bei dem Tod von Runa.
Auch wenn ich weder seine körperlichen Beschwerden noch sonst irgendetwas allein an diesen Erlebnissen festmachen machen möchte, ist es dennoch etwas, das mir als Bild immer wieder in den Kopf kommt. Er war sicher sehr erschrocken.
Es hört nicht auf. Mein Sohn ist 4, jeder Infekt verläuft problematisch, ich zerbrösel jedes Mal innerlich, kann nicht mehr schlafen, das ewige Nach-ihm-schauen-ob-er-wirklich-nur-schläft-und-noch-atmet greift mir an die Kehle.
Gleichzeitig ist es ein erzieherischer Eiertanz, da er natürlich meine Besorgnis wahrnimmt, sehr viel Aufmerksamkeit braucht, nicht alleine schlafen mag, zeitweise schlecht träumt, etc...
Meine ältere Tochter ist belastet. Auch sie hat ihre Geschichte.
Eigentlich hätten wir genug zu verarbeiten allein durch den Tod von Runa.
Aber das, was wir jetzt erleben und zu verarbeiten haben, scheint keinen Anfang und kein Ende zu haben.
Sehr schwer ist der Umgang mit unserer Umgebung. Auch wenn wir ein paar Menschen kennen, die sich ernsthaft interessieren, wir uns normal behandelt fühlen, gibt es dennoch viele Menschen, die mit so viel Leid in einer Familie nicht mehr umgehen können und / oder wollen.
Es wirkt manchmal so, als könnten sie nicht glauben, dass das mit rechten Dingen zugeht. Das ist sehr belastend, und auch wenn ich immer noch hier stehe und weitermache, die Belange meiner Kinder zu vertreten versuche und mit allen Sinnen für sie da bin, ist so manches nicht mehr definierbar für mich. Oder sollte ich sagen: Das Verhalten mancher Menschen ist nicht mehr nachvollziehbar für mich.
Da, wo ich vor anderthalb Jahren noch großzügig gesagt hätte, dass es das Unvermögen bestimmter Menschen ist, das sie unüberlegt sprechen oder handeln läßt, da will ich heute kein Verständnis mehr aufbringen.
Einfach, weil es in keinem Verhältnis mehr steht zu dem, was wir sowieso schon zu tragen haben.
Ich hatte sehr lange keine Tränen mehr.
Aber wenn ich hier von einer Familie lese, die ein Kind verloren hat, stimmt mich das sehr traurig.
Und in den letzten Wochen bin ich glücklicherweise sehr nah am Wasser gebaut.
Ich kann das endlich aushalten.
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen positive Energie, die Licht ins Dunkel bringt.
Liebe Grüße,
Alex |