Hallo ich schreibe heute zum ersten mal in einem Forum über unseren kleinen süßen Moritz.
Unser Schatz wurde am Montag den 09.11.2009 um 23:11 Uhr geboren.
Er war so süß und sah auch schon so "fertig" aus.
Moritz wog 4990 Gramm und war 55cm groß, er war der absolute Traum, zumal seine Mama Leoni und ich 2 Jahre probieren mussten um überhaupt Schwanger zu werden.
Und dann, eine Woche nachdem ich die Diagnose der absoluten Unfruchtbarkeit erhielt stellte sich heraus das Leoni in der 6 Woche Schwanger ist.
Ein Traum wurde war und 9 Monate später kam er zur Welt. Das schlimmste für den armen Kerl war das er ein Abbild seines Vaters war, so wie ich schon ein Abbild meines Vaters war.
Aber er hatte Glück und bekam die wunderschönen großen Augen seiner Mama, "du wirst mal ein richtiger Frauenheld, so hübsch bist du" habe ich immer gesagt.
Er entwickelte sich prächtig und war in allem sehr weit voraus, seine Mama kümmerte sich so toll um ihn und machte wirklich alles nur für unseren süßen Schatz. Wir waren beide so stolz und gingen sogar im dicksten Schnee mit Ihm spazieren, er war so wunderbar.
Moritz lernte alles ziemlich schnell, er war auch immer sehr groß.
Mit drei Monaten begann mein kleiner Hosentaschenterrorist sich schon zu drehen. Er fing mit dreieinhalb Monaten langsam an richtige Laute von sich zu geben.
Er war ein Überflieger, stets gut gelaunt und weinte fast nie. Nur wenn er mal Bauchweh hatte was aber nicht so oft vorkam.
Seine Mama und ich machten alles nur mit ihm, ich lies sobald ich von der Arbeit kam alles stehen und liegen und widmete mich nur Moritz.
Ich hätte eigentlich unser Haus weiter umbauen müssen, doch irgendwie verspürte ich jeden Tag den unvorstellbaren Drang etwas mit meinem Furzknoten zu machen.
Meine Frau machte auch viele Kurse wie Babymassage, Babyschwimmen und auch Nordic Walking mit Baby.
Dann kam der Tag, ich war auf der Arbeit und meine Frau mit Mo beim Nordic Walking. Auf einmal kam ein Anruf meiner Frau sie war bitterlich am weinen: Du mußt sofort kommen, Moritz atmet nicht mehr!
Ich war im Aussendienst, ich hetzte zu meinem Auto und fuhr los. Ich dachte nicht daran das sie in einem Nachbarort war und fuhr nach Hause. Auf dem weg kontaktierte ich meinen Vater der in der Nähe unseres Wohnortes am Arbeiten war.
Zwischendurch kam noch ein Anruf und meine Frau sagte mir das vier Rettungswagen, zwei Notarztwagen und der Kinderrettungswagen vor Ort seien.
Endlich kam ich zu Hause an, doch niemand war da, ich rief meine Frau an und sie sagte sie wäre doch beim Nordic Walking Kurs mit Baby. Mein Vater war zum Glück schon vor Ort und nahm mich mit in die Stadt, als wir fast da waren wurde mir von meiner Frau gesagt das Moritz auf dem weg in die DRK Kinderklinik sei. Da die Kinderklinik nur ein bis zwei Kilometer vom Unglücksort weg ist drehten wir sofort in Richtung Krankenhaus ab.
Innerhalb von zwei Minuten waren wir da, ich lief zur Anmeldung und sagte weinend das mein Sohn hier mit dem RTW eingeliefert worden wäre.
Die Frauen an der Anmeldung wussten noch nichts, sie begannen zu telefonieren und schickten mich dann in die Chirugische Ambulanz. Ich rannte den weg und als ich dort ankam wurde er gerade in die Ambulanz gefahren.
Ich fragte die Sanitäter ob Sie etwas wüssten doch die Antworteten nur das alle alles in ihrer Macht stehende tun würden um Moritz zu helfen.
Meine Frau kam mit dem zweiten Rettungswagen, ich lief die Gänge auf und ab. Zum Glück waren meine Eltern und mein Onkel direkt mit ins Krankenhaus gekommen.
Mein Frau Leoni und ich nahmen uns in die Arme, Sie erzählte mir das eine Ärztin mit in dem Nordic Walking Kurs war, die sofort mit der Herz Lungen Wiederbelebung begonnen hatte.
Ständig kamen Leute aus der Ambulanz, doch niemand sagte etwas. Nach ca einer Stunde im Krankenhaus kam der Arzt aus der Ambulanz, er kam auf uns zu, er blickte so traurig.
Ich wusste dadurch schon was jetzt kommt, er schüttelte unter Tränen den Kopf und sagte leise: " Es tut mir sehr leid, ihr Sohn hat es leider nicht geschafft.
Ich schrie, ich schrie seinen Namen, meine Frau schrie ebenfalls. Wir weinten und klammerten uns aneinander fest.
Ich faste mich kurz und sagte zu dem Arzt: "Ich will zu meinem Sohn!"
Der Arzt lies das auch zu, wir gingen in die Ambulanz.
Da lag er, mein kleiner Pipimomann, er war ganz blas, er wirkte als ob er schlief.
Wir weinten und ich sagte: "Können Sie das bitte abmachen"?!
Das DAS waren das Pad des Defi´s, die Beatmungsmaske und vier Infusionsnadeln.
Der Arzt sagte dass sie die Sachen natürlich entfernen würden und als er frei von allem war riss ich Moritz von der Behandlungsliege und drückte ihn an mich, nahm in in den Arm. Meine Frau schrie weil sie dachte ich könnte Moritz weh tun.
Mein Kopf fühlte sich auf einmal so unsagbar heiß an, ein piepsen schwoll auf welches zu einem lauten Brummen wurde. Ich sah nur noch rote Farbtöne und merkte wie in meinem Kopf alles anfing zu knacksen. Mir war eine Sicherung durchgebrannt und ich hatte auf einmal Panik nie mehr aus diesem Zustand zu erwachen, die Leute redeten doch ich verstand sie nicht.
Auf einmal blickte meine liebe gute Leoni mich an und sprach zu mir, da wachte ich wieder auf.
Sie hatten mich gefragt ob wir Moritz nicht ein Handtuch umlegen wollen und ich stimmte zu.
Ich legte Moritz in die Arme meiner Frau und wir hielten ihn zusammen in Händen und weinten bis die Kripo kam.
Auch ein Notfallseelsorger war hinzu gekommen, er erklärte uns vorsichtig das die Kripo jetzt herein kommen würde und Moritz untersuchen würde, da die Todesursache nicht eindeutig festzustellen sei.
Die beiden Kripo Beamten kamen herein, sie waren sehr pietätvoll. Ich sagte ihnen das sie ja vorsichtig sein sollten sonst würde etwas passieren, dann verliesen wir den Raum.
Wir gingen raus und direkt bei der Rettungswagenhalle ins freie, wir waren am weinen und aphatisch. Der Notfallseelsorger kümmerte sich sehr gut um uns und half uns sehr, die Kripo kam dann hinzu und nahm uns zur befragung mit.
Sie waren auch in dieser Situation sehr Rücksichtsvoll und erlaubten auch eine Aufbahrung im Abschiedsraum der Kinderklinik.
Nach der Befragung gingen wir hinauf, wir gingen über die Kinderintensiv in den Abschiedsraum.
Da lag unser Möhrchen, in ein Tuch eingeschlagen, er sah aus wie ein Jesuskind das schläft.
Inzwischen waren unsere Eltern und Geschwister alamiert und auch teilweise schon vor Ort, auch enge Freunde von uns waren da.
Der Notfallseelsorger sagte das aber nur der engste Familienkreis herein kommen dürfe, darauf erwiderte ich das all die jetzt hier sind zu unserem engsten Vertrautenkreis gehören und alle die möglichkeit haben sollen sich zu verabschieden wenn sie wollen.
Wir weinten und unsere Eltern,alle unsere Geschwister, mein Onkel und meine Tante und unsere beiden guten Freunde nahmen die Möglichkeit an Moritz noch ein einziges mal zu sehen.
Es gab mir Kraft das alle dies taten und das unser kleiner König sie so sehr berührt hatte dass selbst die Leute, denen ich es nicht zugetraut hätte, herein kamen.
Wir waren noch ca 4 Stunden bei Moritz.
Zwischendurch versuchte ich meine Mutter davon zu überzeugen das sie mir helfe Moritz zu entführen.
Doch dann kam mein Vater und sagte zu mir: "wir müssen jetzt gehen".
Der Notfallseelsorger hatte mit ihm gesprochen und gesagt das er glaube das nur mein Vater mich zum gehen bringen könne.
Er hat die starke Verbindung zwischen mir und meinem Vater gut erkannt, die selbe Bindung die auch schon in kleinen Zügen zwischen mir und Moritz gewachsen war.
Ich stand auf, meine Frau nahm mich in den Arm und wir gingen. Ich schluchzte und weinte den ganzen weg aus dem Krankenhaus. Ich lies Moritz zurück, dabei hatte ich ihm doch geschworen immer für ihn da zu sein, ihn zu beschützen. Er war mein Augapfel, das beste was mir je passiert ist und ich lasse ihn einfach so zurück.
Unsere Familie und unsere Freund begleiteten uns nach Hause, in das leere Haus. Ich rannte zu seinem Bettchen und brach davor zusammen, ich nahm seine Kuschelpuppe Kuni und die Eselchen Spieluhr in den Arm und schrie und weinte.
Ich zog Eselchen immer wieder auf und weinte zu den klängen von Mozart, alle um mich herum waren gelähmt, denn sie konnten mir ja nicht helfen.
Nur meine Frau, meine über alles geliebte Frau schenkte mir die Kraft aufzustehen und ins Esszimmer zu gehen.
Dort setzte ich mich an den Tisch, das Haus war voll von Leuten.
Doch es war das leerste Haus in dem ich je war.
Moritz starb am 29.03.2010 um 12.38 Uhr am plötzlichen Kindstod in der Babytrage in der ihn seine Mama trug.
Er hatte eine ideale Rettungskette und sein Zustand wurde schnell bemerkt aber es hat nichts genützt.
Er wurde 4 Monate und 20 Tage alt, 141 wundervolle Tage und 140 wundervolle Nächte, 20 wunderbare Sonntage durften wir mit Ihm erleben.
Die Sonntage waren das beste und schönste der ganzen Woche, da haben wir uns ausschlieslich Moritz gewidmet und mit ihm gespielt, sind spazieren gegangen und haben mit ihm gebadet.
Er war 73cm groß und über 8 kilo schwer, er war das aufgeweckteste Baby das ich je gesehen hatte.
Nun ist er fort, unser Augapfel, unser ein und alles.
Wir befinden uns beide in Psychologischer Behandlung, sonst hätten wir es nicht geschafft.
Wir waren beide fünf Wochen zu Hause und krank geschrieben, haben versucht die Welt zu bremsen. Jetzt sind wir den dritten Tag wieder am Arbeiten, ich schäme mich so das auch ich mich jetzt weiter drehe.
Nun kann ich erstmal nicht mehr.
Ich danke allen die uns in dieser Situation zur Seite gestanden haben und auch immer noch stehen.
Jemand sagte zu mir: "In solchen Situationen sieht man wer echte Freunde sind!"
Dazu kann ich jetzt erwidern, wir haben keinen einzigen schlechten Freund bemerkt.
Christian |