Liebe MamaSonnenschein,
es ist gut, dass Du Dich mit Deinen Sorgen und Ängsten hier im Forum bei uns gemeldet hast. Es ist normal, sich Gedanken zu machen, wie man als Eltern das Leben seines Kindes möglichst wenig risikoreich gestalten kann und damit auch darüber nachzudenken, wie man die Risiken zum Plötzlichen Säuglingstod senken kann. Du hast alles getan, was derzeit möglich ist, um die Risiken für den SID sehr klein zu halten. Mehr kannst Du nicht tun gegen den SID; trotz aller Sorgen und Angst schätzt Du die Risiken aus Deinem Bauch heraus zu hoch ein, sie fesseln Dich in Deinem Alltag. Versuche Dir auch vom Bauch her klar zu machen, dass immerhin von 700.000-750.000 Kindern, die pro Jahr in Deutschland geboren werden, nur 300-400 am SID sterben, das sind immer noch zu viele, aber doch 70-80% weniger als noch vor 15 - 20 Jahren.
Deine kleine Tochter braucht nicht nur eine SID-risikoarme Schlafumgebung, sie braucht auch D i c h und ihren P a p a, sie braucht ein U r v e r t r a u e n in ihr Leben, das nur ihr beide ihr geben könnt. Sie braucht, um dieses überhaupt entwickeln zu können, D e i n Urvertrauen in i h r Leben und D e i n Leben, das Urvertrauen, das wir alle brauchen, um unser Leben auch immer wieder - neben all den Sorgen und dem z.T. nicht ganz einfachen Alltag - von Zeit zu Zeit unbeschwert erleben zu können, um hoffnungsvoll auf die Zukunft mit unseren Kindern schauen zu können, um mit ihnen fröhlich sein zu können.
Gefühle wie Hoffnung, Frohsinn, Unbeschwertheit ihrer Eltern brauchen Kinder existenziell genauso wie das Kümmern der Eltern um ihre körperlichen Bedürfnisse. Gefühle wie Hoffnung, Frohsinn, Unbeschwertheit brauchen wir auch für unsere Partnerschaft, Dein Partner braucht sie von Dir, Du sie von Deinem Partner, sonst gehen wir auf die Dauer zugrunde. Es sind existenzielle emotionale Bedürfnisse, die wir unseren Kindern als Eltern vermitteln für ihr ganzes weiteres Leben. Je kleiner sie sind, um so länger sind ihre Antennen für unsere emotionale Stimmungslage als Eltern.
In der Situation, in der Du jetzt emotional bist, kannst Du diese Bedürfnisse Deiner kleinen Tochter nicht befriedigen, Du kannst sie gar nicht genießen; trotz aller Sorgen, die wir uns als Eltern um unsere Kinder machen und auch von unserem biologischen Auftrag her machen müssen, sind Kinder auch zum Genießen dar, sind da, um mit ihnen zusammen Spaß und Freude zu haben, sind da als Hoffnungsträger, sind da, um mit ihnen Fröhlichkeit und Unbeschwertheit zu erleben, die ein so kleines Kind ohne negative Erfahrungen uns aus sich heraus schon vermitteln will.
Laß Dich auf diese Unbeschwertheit Deiner kleinen Tochter und auch Deines Partners ein, mach Dir vom Kopf her klar, dass das SID-Risiko für Deine Tochter mit all den Dingen, die Du bereits getan hast, klein ist, dass Du ihr Leben nie ganz in der Hand hast, dass ein Stück weit auch sie ihr Leben bestimmt und bestimmen muss, so wie Du es ja auch für Dich getan hast und tust. Freu Dich am "Jetzt", am "Heute", genieße die kleinen knuddeligen Händchen, die Deinen Finger umschließen, wenn Du ihn Deiner Tochter reichst, freu Dich, über ihr lautes Lachen heute, wenn Du mit Deiner Nase ihren Bauch kitzelst, schau mal, wie sie Dich anstrahlt, wenn Du Deine Hände vor ihrem Gesicht drehst und ihr ein Lied vorsingst oder Du mit ihr "Hoppehoppe-Reiter" spielst.
Vielleicht gewinnt dann über diese positiven Gedanken Dein Kopf gegenüber Deinem z.Zt. noch sehr angstvoll gestimmten Bauch und Du gewinnst Deine Fröhlichkeit zurück, die Du selbst auch für Dein Leben und Deine Partnerschaft unbedingt brauchst.
Wenn Du merkst, dass es Dir trotzdem nicht gelingt, nimm professionelle Hilfe in Anspruch, sonst wirst Du krank.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für dieses emotionale Gewinnspiel gegen die Angst und Traurigkeit.
Liebe Grüße aus Münster
Hildegard Jorch --- Präsidentin der GEPS- Deutschland e.V.
Vorsitzende der GEPS-NRW e.V. |