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Alex

E-Mail

31.03.2007,
23:08 Uhr
 

Fühl mich geschüttelt, gerührt und mit Eis angefüllt. (Sonstiges)

Hallo.

Es ist schon so wie Volker mal sagte. Eine schwierige Sache nach einem Todesfall ist vor allem, mit den Reaktionen der anderen klarzukommen.
Was unbedingt auch dazu gehört, ist die Nicht-(re)-Aktion anderer.

Ich will´s mal so formulieren. Es tut mir zwar gut, dass es viele Menschen gibt, die meine momentane Situation ernst nehmen, mir vor allem fachlich zur Seite stehen.

Aber in meiner privaten Umgebung hat sich so viel verändert in den letzten drei Monaten. Mir tut alles weh. Das mag auch damit zusammenhängen, dass ich mich arg unter Kontrolle gehalten habe in der letzten Zeit, grade wegen der Kinder.

Aber ich geh ganz schön auf dem Zahnfleisch.

Und ich kann nicht wegen jedem privaten Piep irgendeinen netten Arzt aufsuchen und sagen: "Hey, hallo, Sie haben so nett zugehört. Könnt ich Sie mal für 3 Stunden in Anspruch nehmen? Mir gehts so dreckig."

Und mein privates Umfeld kann und will ich auch nicht so rigoros aus meinem Leben werfen. Teilweise zumindest brauch ich die - für ein weiteres Leben - mit so viel Normalität wie möglich. Ich denke, dass wäre aber anders, wenn ich keine Kinder hätte. Vielleicht hätte ich dann ganz schön "tabularasa" gemacht und einen nach dem anderen rausgeschmissen.

Auf der anderen Seite kann ich mir kaum Geplänkel anhören. Nicht mehr zumindest. Das, was mich im letzten Monat noch auf positive Weise ablenkte, ist mir heute ein Grauen. Warum? Weil ich umgekehrt kaum mal was erzählen darf. Davon, was ich mache, wie´s mir geht, oder den Kindern.

Da gibt´s so viel Angst auf anderer Seite - ich könnte ja einfach zusammenklappen. Ja. Und wisst ihr was. Die haben recht. Ich glaube, auch ich habe Angst davor, zusammenzuklappen.

Fühl mich manchmal so einsam dadurch. Und verdammt allein.
Ist aber wahrscheinlich nicht zu ändern. Es wird an den Fachleuten hängen bleiben. Zum Beispiel meinem Therapeuten, bei dem ich aber bezeichnenderweise kaum mal was nach aussen lassen kann. Das liegt nicht an ihm. Das liegt daran, dass ich zu "vorbereitet" bin, ihn zu sehen. Und da ist es dann wieder: Straffe mich innerlich. Versuche, die Zeit zu nutzen dort.

Bin schon fast dankbar, wenn ich hier im Forum mal was lese, was mir die Tränen in die Augen treibt. Dann sitze ich hier und lass sie laufen. Hört sich schlimm an, was? Nein, ich würde natürlich am liebsten nie wieder davon hören, dass es jemand anderem auch passiert ist - und dann auch noch vor kurzem...

Manche Menschen ziehen nach so einem Ereignis um, beenden Freundschaften.

Vielleicht ist da was dran, dass man so besser damit abschliessen kann?

Liebe Grüße an Euch.

Alex

julie

E-Mail

Osnabrück,
31.03.2007,
23:44 Uhr

@ Alex
 

Fühl mich geschüttelt, gerührt und mit Eis angefüllt.

Hey Alex!

Ich konnte grade ziemlich gut nachvollziehen was du beschrieben hast.
Meine süße Maus ist im Mai letzten Jahres gestorben und dass letzte Jahr war ein ständiges auf und ab der Gefühle!
Anfang Juni soll unser zweites Kind zur Welt kommen. Darüber bin ich sehr froh und auch dankbar.
Ich glaube wenn ich sie nicht im Bauch hätte käm ich gar nicht mehr klar!
Was du beschriebst erinnert mich an die zeit kurz nachdem mein Baby gestorben war alle waren geschockt. Aber es kristallisiert sich ganz klar heraus wer Freund und wer nur Bekannter ist! Ich glaube im Nachhinein (ich denke ich kann von mir behaupten dass ich etwas klarer auf die Vergangenheit blicken kann)
dass es einerseits natürlich dass schlimmste ist was einem passieren kann aber anderer seits wird einem die eigene Umgebung klarer!Ich weiß dass ich meinem Mann hundertprozent vertrauen kann, unsere Familien stehen voll und ganz hinter uns und ich glaube mittlerweile dass ich stark bin.. etc..
Ich weiß dass das den Schmerz nicht nehmen kann aber das wäre ja auch verrat an unseren Babies..
vielmehr versuche ich mir etwas Hoffnung auzubauen indem ich mir klar mache was hat diese schreckliche erfahrung mit mir gemacht!
Ich stell mir zum Beispiel vor wie ich irgendwann "im Himmel" Lilly begegne und sie zu mir sagt.. "Mama ich bin stolz auf dich" ..ich habe zwar Angst ddavor depressiv zu werden aber ich versuche alles um trotzdem ein Mensch zu sein dem ich selbst in die Augen gucken kann. Dazu gehört auch vor Freunden und Familie nicht die starke raushängen zu lasssen und auch wenn es unangenehm ist Gefühle rauszulassen!..
Ich glaube nicht dass ich dir wirklich irgendwie helfen kann!
Ich weiß nur dass es sicher irgendwann besser wird mit dem Schmerz und dass man nicht immer traurig sein kann.. jeder halt auf seine art"
Ich wünsch dir alles liebe!
Julie

anja03(R)

E-Mail

Celle,
31.03.2007,
23:53 Uhr

@ julie
 

Fühl mich geschüttelt, gerührt und mit Eis angefüllt.

ich kann dich so gut verstehen meine tochter ist am 3.8 05 gestorben und es wird nicht wirklich besser nur anders ich bin froh das ich noch zwei mädels habe die sind jetzt acht und fünf wenn ich die nicht hätte wäre uch bestimmt nich mehr hir .es ist wirklich schlimm zu erfeahren das es für die anderen ja jetzt lange her ist und man damit immer einsamer wird keiner will das noch hören und so gruß anja03

Julie

E-Mail

31.03.2007,
23:59 Uhr

@ anja03
 

Fühl mich geschüttelt, gerührt und mit Eis angefüllt.

» ich kann dich so gut verstehen meine tochter ist am 3.8 05 gestorben und es
» wird nicht wirklich besser nur anders ich bin froh das ich noch zwei mädels
» habe die sind jetzt acht und fünf wenn ich die nicht hätte wäre uch
» bestimmt nich mehr hir .es ist wirklich schlimm zu erfeahren das es für die
» anderen ja jetzt lange her ist und man damit immer einsamer wird keiner
» will das noch hören und so gruß anja03

Hey anja
Diese Erfahrung mache ich jetzt schon, aber ich habe manchmnal den Verdacht dass es die Leute nicht mehr hören wollen weil sie nicht gelernt haben mit dem eigenen Schmerz umzugehen und nicht etwa weil wir ihnen mit unseren Problemen auf die Nerven gehen. Das fällt mir manchmal schwer zu verstehen und respektieren und natürlich ist unser Schmerz am größten aber unsere Familie und Freunde trauern auch um unsere Kinder oder zumindest mit uns..
Lg alles gute für dich
Jul

anja03(R)

E-Mail

Celle,
01.04.2007,
00:11 Uhr

@ Julie
 

Fühl mich geschüttelt, gerührt und mit Eis angefüllt.

ich glaub schon das viele mit uns traurig sind aber es erwarten so viele das einem jtzt schon besser gehen muß,tut es zwar aber halt nicht immer darf ich fragen wie lange es bei euch her ist lieben gruß anja

julie

E-Mail

01.04.2007,
00:47 Uhr

@ anja03
 

Fühl mich geschüttelt, gerührt und mit Eis angefüllt.

» ich glaub schon das viele mit uns traurig sind aber es erwarten so viele
» das einem jtzt schon besser gehen muß,tut es zwar aber halt nicht immer
» darf ich fragen wie lange es bei euch her ist lieben gruß anja

..ich weiß... ich wollte es auch auf keinen Fall schön reden..
Lilly ist am 28. Mai letzten Jahres gestorben mit knapp 2 1/2 Monaten..

Angela

E-Mail

04.04.2007,
11:23 Uhr

@ Julie
 

Fühl mich geschüttelt, gerührt und mit Eis angefüllt.

Hallo,

als Mutter mit 2 Kindern an der Hand, und einem Sternchen (12. SSW) im Himmel (also "nichts" gegenüber eurer Erfahrung, auch wenn das damals trotzdem schlimm für mich war), möchte ich hierzu kurz sagen:

» Diese Erfahrung mache ich jetzt schon, aber ich habe manchmnal den Verdacht
» dass es die Leute nicht mehr hören wollen weil sie nicht gelernt haben mit
» dem eigenen Schmerz umzugehen und nicht etwa weil wir ihnen mit unseren
» Problemen auf die Nerven gehen.

Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber ich habe kein Problem damit, wenn jemand mit mir über seine verstorbenen Kinder sprechen möchte, egal ob vor, während oder nach der Geburt. Ich traue mich aber normalerweise nicht, jemanden daraufhin anzusprechen, weil ich immer fürchte, dass dies unerwünscht ist. Ich bin damals sehr schnell in Tränen ausgebrochen, und das war mir dann peinlich, und ich denke eben, dass es anderen ähnlich geht, und bin daher eher zurückhaltend. Ich habe das Internet schätzen gelernt, weil man hier sich austauschen und weinen konnte, ohne sich wegen der Tränen schämen zu müssen.

Vielleicht könnt ihr mal schauen gehen, es gibt bestimmt auch Freunde, die "nur" deswegen zurückhaltend sind, weil sie Angst haben, euch zu verletzen. Sie haben nicht Angst davor, eure Tränen "ertragen zu müssen", weil es für sie nicht schlimm wäre. Sie haben eher Angst davor, dass euch selber die Tränen unangenehm sind, und ihr euch noch schlechter fühlt, wenn ihr jetzt auch noch darüber sprechen müßt.

Natürlich gibt es auch die anderen, die der Ansicht sind, man müsse alles brav nach Zeitplan verarbeiten. Es zeigt sich jetzt halt, wer ein echter Freund ist und wer nur ein netter Bekannter ist.

Liebe Grüße,

Angela

julie

E-Mail

04.04.2007,
18:36 Uhr

@ Angela
 

Fühl mich geschüttelt, gerührt und mit Eis angefüllt.

Hey
Das ist von person zu person unterschiedlich.. aber
» Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber ich habe kein Problem damit, wenn
» jemand mit mir über seine verstorbenen Kinder sprechen möchte, egal ob vor,
» während oder nach der Geburt. Ich traue mich aber normalerweise nicht,
» jemanden daraufhin anzusprechen, weil ich immer fürchte, dass dies
» unerwünscht ist.
wenn man selber darüber spricht und die anderen einfach so tun als hätte es unsere kinder nie gegeben.. dass thema einfach vermeinden...außerdem breche ich eigentlich nie in tränen aus.. Ich habe das Internet schätzen
» gelernt, weil man hier sich austauschen und weinen konnte, ohne sich wegen
» der Tränen schämen zu müssen.
»
ich glaube nicht das man sich für tränen schämen muss die aufgrund eines verstorbenen kindes rollen egal wie lange der tod her ist oder wie alt das kind geworden ist! Ich finds es eher erschreckend dass wir als betroffene uns zurück halten sollen??? Dass sind wir unseren Babies doch schuldig traurig zu sein.. und es auch nach außen hin zu zeigen (im Rahmen natürlich)
» Vielleicht könnt ihr mal schauen gehen, es gibt bestimmt auch Freunde, die
» "nur" deswegen zurückhaltend sind, weil sie Angst haben, euch zu verletzen.
» Sie haben nicht Angst davor, eure Tränen "ertragen zu müssen", weil es für
» sie nicht schlimm wäre. Sie haben eher Angst davor, dass euch selber die
» Tränen unangenehm sind, und ihr euch noch schlechter fühlt, wenn ihr jetzt
» auch noch darüber sprechen müßt.

meine Freunde haben fast alle kinder unter einem Jahr un dsind deshalb selber sehr geschockt gewesen..
»
» Natürlich gibt es auch die anderen, die der Ansicht sind, man müsse alles
» brav nach Zeitplan verarbeiten. Es zeigt sich jetzt halt, wer ein echter
» Freund ist und wer nur ein netter Bekannter ist.

ich denke wenn jmd sowas denkt ist er es nicht wert dass man sich irgendwelche Gedanken über ihn macht.. solche menschen haben ganz klar ein mangelndes einfühlsvermögen....
Meine Meinung.. ;-)
Lg Julie

Angela

E-Mail

04.04.2007,
19:46 Uhr

@ julie
 

Fühl mich geschüttelt, gerührt und mit Eis angefüllt.

Hallo nochmal!

» wenn man selber darüber spricht und die anderen
» einfach so tun als hätte es unsere kinder nie gegeben.. dass thema einfach
» vermeinden...

Ja, das stimmt, das ist schlimm. Ich hatte eher an Situationen gedacht, wo der Betroffene schweigt - dann ist es nämlich auch für Freunde sehr "brisant", ein Gespräch zu beginnen.

» außerdem breche ich eigentlich nie in tränen aus

Siehst Du, da bin ich anders, ich habe sehr nahe am Wasser gebaut, und ich hätte es nie gewollt, wenn mich jemand unter mehr als 4 Augen auf meine Fehlgeburt angesprochen hätte - zumindest damals, als es noch frisch war, und es war ziemlich lange "frisch"... Und drum würde ich auch mit Eltern, die ein Kind verloren haben, entsprechend vorsichtig umgehen.

» ich glaube nicht das man sich für tränen schämen muss die aufgrund
» eines verstorbenen kindes rollen egal wie lange der tod her ist oder wie
» alt das kind geworden ist!

Das stimmt. Aber oft ist die Situation ja so, dass nur derjenige, der einen anspricht, weiß worum es geht und was passiert ist. Und dann stehen da vielleicht ein dutzend andere Leute in der U-Bahn, an der Kasse, oder sonstwo, und wissen nicht was los ist. Das wäre mir dann schon peinlich. So ein Thema kann man als Außenstehender - finde ich - nur in einer sehr familiären Umgebung ansprechen - und wo hat man die schon...?

» Ich finds es eher erschreckend dass wir als
» betroffene uns zurück halten sollen???

Nein, das meinte ich wirklich nicht! Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass man als Nicht-Betroffener oft vielleicht nur Rücksicht nehmen möchte, und den Betroffenen nicht in eine Situation bringen möchte, die ihm peinlich sein *könnte*. Drum ist man als Nicht-Betroffener eben oft eher zurückhaltend.

» meine Freunde haben fast alle kinder unter einem Jahr un dsind deshalb
» selber sehr geschockt gewesen..

Das kann ich mir nur zu gut vorstellen. Ich bin auch immer wieder geschockt, wenn ich von einem neuen Fall lese oder höre. Meine Söhne sind übrigens 3,5 Jahre und 13 Monate alt.

LG, Angela

volker(R)

E-Mail

01.04.2007,
13:50 Uhr

@ Alex
 

Fühl mich geschüttelt, gerührt und mit Eis angefüllt.

»Hallo Alex,

ich möchte mich kurz vorstellen. Ich bin Martina, die Frau von Volker, welcher vor 3 Wochen diesen Eintrag über die "Reaktionen verschiedener Mitmenschen", hier im Forum, gepostet hat. Seit damals habe ich, das Tal der Trauer, von einer sehr schlimmen Seite kennen gelernt. Es war ein über zwei Wochen sehr lang anhaltendes Tief. Ich hatte das Gefühl, hier kaum wieder alleine rauszukommen. In diesen zwei Wochen hatte ich das Gefühl das Vertrauen der Menschen verloren zu haben die Wein- und Schüttelkrämpfe waren dann wieder an der Tagesordnung und irgendwann versagte dann halt auch der Kreislauf. Zum Glück ist diese Phase nun wieder vorbei. Doch es ist mir bewusst, Trauer ist wie Berg- und Talfahrt wir müssen da durch, egal wie.

Auch ich versuche, solange mein 3jähriger Sohn Marc dabei ist, das Leben so normal wie irgendwie möglich zu führen. Ich bin unheimlich dankbar, dass ich meinen Marc habe, er gibt mir viel Kraft dies irgendwie durch zu stehen. Dabei möchte ich natürlich meinen Mann, unsere Familien und viele gute Freunde nicht ausschließen.

Dennoch, der Verlust unserer kleinen süßen KIM LAURA, ist fast nicht auszuhalten. Das Leben hat sich von einem Tag auf den anderen so komplett verändert, sie fehlt uns so sehr!!!!

Eigentlich habe ich einen großen Freundes.- und Familienkreis der uns in dieser sehr schwierigen Zeit, versucht zu helfen. Aber, es sind liebe Menschen die dieses Schicksal zum Glück noch nicht selber erfahren oder ertagen mussten. Es ist für sie alle sehr schwer, mit unserer Situation umzugehen. Sie haben viele gute Gedanken, Ideen und oftmals auch Angebote z.B. unseren Marc mal mit zu nehmen. Außer in seinen Kindergarten und zu seinen Großeltern will er jedoch nirgendwo ohne mich hingehen. Er hat immer noch starke Verlustängste. Nette Menschen ermöglichen Ihm kostenlos nun einmal in der Woche auf einem Pferd zu reiten. Pferde haben eine heilende Wirkung nach dramatischen Erlebnissen. Das Reiten gefällt Ihm auf jeden Fall sehr gut.

Auch ich bin, seit diesem schrecklichen Morgen (30.01.2007) als ich meine kleine Kim tot aus dem Bett genommen habe, sehr verängstigt. Seither lege mich abends zusammen mit meinem Sohn in unser Ehebett. Zu Anfang war es die furchtbare Angst ihn nicht mehr alleine schlafen zu lassen, dann kamen die Nächte in denen er fieberte und nun ist es für uns beide zu einer schönen Gewohnheit geworden, seinen Körper und sein Atmen neben mir zu spüren. Doch ich weiß, dass ich meine Angst irgendwann wieder abbauen muss.

So, nun endlich wieder zurück zu Dir. Obwohl ich hier im Forum das erste Mal schreibe habe ich Deine Einträge und Meinungen öfters gelesen. Du schreibst sehr einfühlsam und hinterfragst auch sehr viel. Das finde ich sehr gut, Du bist eine absolute Bereicherung für GEPS.

Liebe Grüße

Martina

Alex

E-Mail

01.04.2007,
22:02 Uhr

@ volker
 

Nachtwärme

Liebe Martina,

ich habe mich schon oft gefragt, wie es Dir geht. Irgendwie ist mir ein Stein vom Herzen gefallen, als ich Deine ersten Zeilen las und mein Herz hat einen Hüpferer gemacht (gutes Gefühl). Insgeheim habe ich mir den Volker und Dich als interessante, starke Menschen vorgestellt. Dachte auch bei mir, dass ihr beide das zusammen schaffen werdet. Wenn auch mit gewaltigen Blessuren. Aber Volker hat so respektvoll von Dir gesprochen, dass ich fühlte, ja, die haben´s nicht leichter als irgendjemand anders von uns, aber da schwang etwas sehr Würdevolles mit...

Ich weiss nicht so recht, inwieweit man sich trotz aller Gemeinsamkeit womöglich auch bei der Trauer "im Weg stehen" kann, denn ich mach das hier ziemlich alleine durch. Der Vater von Nathaniel und Runa lebt nicht in Deutschland und zu allem Überfluss ist unsere Fähigkeit, miteinander zu sprechen, erst recht sehr eingeschränkt. Alles sehr traurig. Und manchmal weiss ich gar nicht, was mehr weh tut. Der Tod von Runa oder dass es ausgerechnet jetzt so aussichtslos aussieht, um sich ein wenig gegenseitig zu "tragen".

Lena (13), meine älteste Tochter macht einen ähnlichen Trauerprozess durch wie ich. Und - wie es so geht - waren wir in den letzten 4 Wochen total platt. Das lag nicht zuletzt auch an Nathaniel (beinahe 3), der regelrecht an unseren Beinen "klebt". Beide haben Runa so was von herzlich hier aufgenommen, dass ich ganz baff war. Keine Eifersucht, kein Frötseln, nichts. Im Gegenteil. Beide sind so selbstverständlich mit ihr umgegangen und wollten sie unbedingt um sich haben. Nathaniel zum Beispiel hat Runa wenige Stunden nach der Geburt in den Arm genommen und da das ein wenig unbeholfen aussah, wollte ich ihm helfen. Er dachte, ich wollte sie ihm wegnehmen und fing an zu weinen. Als ich ihm erklärte, dass ich ihm nur helfen wollte, war er sehr zufrieden und sagte: Das ist meine Schwester, stimmts, Mama?
Ich habe erst nicht erwartet, dass er Runa so sehr vermissen würde. Er hat oft im Schlaf geweint, hat angefangen, im Schlaf zu reden. Und ich habe hier Rillen in den Fussboden gelaufen, bin zu BEIDEN Kindern - alle 5 Minuten - manchmal öfter, nur um zu fühlen, wie sie atmen.

Am Anfang traute ich mich nicht, mich mit Nathaniel in ein Bett zu legen. Erst hatte ich nämlich ein fast betäubtes Gefühl zu meinen Kindern. Hatte Angst, mich zu öffnen für sie. Habe nur funktioniert. Hätte am liebsten die ganze Nacht deren Schlaf bewacht. Hab´s in meinem Bett nicht ausgehalten, bin wieder in meinen Sessel, dort irgendwann vor Erschöpfung eingeschlafen. Bis ich die Geschichte meinem Therapeuten erzählte und meinte, ich könnte eigentlich nur einschlafen, wenn mein Sohn mich früh morgens bittet, bei ihm zu bleiben und wir dann noch mal gesellig einschlafen.
Ich war einigermassen überrascht, als er meinte: "Machen Sie das!"
Naja, und seitdem schlafen wir in einem Bett. Scheint uns allen gut zu tun, dass ich wieder Schlaf finde. Aber ich frage mich auch, wann der gute Zeitpunkt gekommen ist, das wieder zu ändern. Und wie...?
Er kommt im Sommer in den Kindergarten. Ich denke, einen Monat vorher werde ich mal einen beherzten Versuch unternehmen.

Nathaniel spricht jeden Tag von seiner kleinen Schwester. Und betet abends für sie. Er hat mich auch schon gefragt, ob der liebe Gott jetzt mit Runa spielt. Ehrlich gesagt, ich musste wirklich loslachen und habe dann mit ganz ernstem Gesicht erwidert, dass ich denke, dass der liebe Gott der beste Spieler ist, den man sich für Runa wünschen kann. Er schien ein wenig neidisch zu sein, denn er meinte, wir könnten doch mal eine Leiter nehmen und gucken gehen. Aber weh tuts doch, dass ihn das so sehr beschäftigt, und auch die Frage, wenn manche Freunde oder Bekannte mal länger nicht auftauchen, ob die nun auch tot seien, ist für mich immer wieder der Hammer. Auch wenn ich darauf ganz ruhig reagiere.

Das, was Du vom Reiten erzählst, gefällt mir sehr. Ich werde mich mal umhören.

Angst frißt die Seele auf. Angst ist allgegenwärtig. Heute zum Beispiel wollten die beiden schon mal vorgehen, um Fußball zu spielen. Wir verabredeten uns an einem bestimmten Platz. Als ich 10 Minuten später dort ankam, war keiner da. Oh man! Ich suchte und suchte und rief beide Namen. Sprach Leute an, ging aufmerksam um mich sehend wieder zurück, - da sah ich die beiden bei uns am Haus auf der Wiese. Ich war fix und fertig. und glücklich. :)
Selbst bei Nathaniel zeigt sich diese Angst - zum Beispiel beim Verstecken-spielen. Wenn jemand da mal etwas zu lange keinen Pieps von sich gibt, klappt der Kleine zusammen.

Weißt Du Martina, (ich muss jetzt ein wenig schmunzeln...) ich bin ein klein wenig anfällig für Komplimente... aber ich weiß das von mir und war auch direkt wieder auf dem Boden. Tat aber trotzdem gut. Und besonders hat es mich gefreut, etwas von Dir zu lesen.

Liebe Grüße, auch an Volker und Marc.

Alex

volker(R)

E-Mail

03.04.2007,
01:42 Uhr

@ Alex
 

Nachtwärme

Liebe Alex,

endlich finde ich die Zeit, Dir noch ein paar Zeilen zu schreiben. Es war heute wieder ein ausgefüllter Tag. Eigentlich ist das ja, ganz schön, wehe jedoch wenn man dann mal für einige Minuten die Gedanken schweifen lässt. Ja und dann, ist er wieder da, dieser Schmerz und der Verlust meiner kleinen KIM LAURA. Und ich frage mich wieder, was soll das alles und ich beginne erneut zu weinen. Es ist eigentlich alles so unfassbar und dann diese große Lücke die Kim uns hinterlässt, man kann es nicht beschreiben.

Wie gesagt der heutige Tag war eigentlich sonnig und abwechslungsreich. Schon am frühen Morgen hat sich vom Notfallkrisenteam (NKT) die Frau T. (Ingrid) telefonisch gemeldet. Die Ingrid, in der Zwischenzeit haben wir ein sehr freundschaftliches Verhältnis, möchte gerne KIM´s kleinen Garten besuchen.

An dem besagten Tag X (Horromorgen) hat sie mir wahnsinnig geholfen. Sie konnte mir sehr vielen Fragen beantworten, Ängste abnehmen etc. und dies alles während ich meine kleine KIM noch über 2 Stunden in den Armen halten durfte bis der Bestattungsunternehmer kam und sie mitnahm. Ein letztes Mal "Tschüß Kim" haben wir Ihr dann weinend hinterhergerufen. Ich finde es sehr gut und wichtig, dass es solche Organisationen wie das NKT gibt. Ganz davon zu schweigen, dass diese Menschen die viel Leid sehen und viel Kraft spenden können sehr, sehr viel bewegen können.

Wie war das bei Dir, hattest Du auch so kompetente Menschen als dies mit Runa passiert ist.

Übrigens, finde ich gut, dass Nathaniel jeden Tag von seiner kleinen Schwester spricht. Bei unserem Marc ist das genauso. Allerdings geht er nicht gerne zu KIM´s Garten. Aber wen wundert das, für Ihn ist die KIM im Himmel bei Gott. Es ist ja auch für uns nicht zu verstehen also wieso sollte er mit seinen drei Jahren verstehen, dass es zwei Orte gibt.

Mir geht so vieles durch den Kopf dass ich die ganze Nacht noch schreiben könnte. Aber was würde ich Dir dann das nächste Mal erzählen????

Nun gehen wir, Volker ist soeben in unser Büro gekommen, noch den Sternenhimmel anschauen. Er ist wunderschön heute Nacht.

In diesem Sinne, wünsche ich Dir und Deinen Kindern eine ruhige Nacht.

Alles Liebe

Martina und ganz liebe Grüße von Volker

Alex

E-Mail

03.04.2007,
16:06 Uhr

@ volker
 

Nachtwärme - und zwei tolle Bücher für Kleine (und Große)

Liebe Martina, lieber Volker,

ehrlich gesagt, habe ich mit keinem Notfallkrisenteam Kontakt gehabt. es gab zwar einen sehr tollen Kripobeamten, einen (etwas überforderten) Notfallseelsorger und vor allem meine Nachbarin, die ihren gesamten Urlaub für uns geopfert hat und glücklicherweise ein "Händchen" hat, mit solchen Situationen umzugehen, das sie in einem Krankenhaus die Stationsleitung der Intensiv ist. Da sieht man ja doch regelmäßig Menschen sterben. Mittlerweile ist unser Verhältnis recht freundschaftlich geworden, aber ich fürchte, dass es auch für sie sehr schwer ist, dieses Erlebnis zu verarbeiten. Sie hatte ja noch nie ein totes Baby im Arm.

Im Großen und Ganzen fühl ich mich ziemlich allein. Auch wenn es Angebote gibt, auch wenn Menschen sich bemühen, Rücksicht zu nehmen. Und doch scheinen einige auch selbst so sehr betroffen zu sein, dass sie sich auch teilweise etwas oder sogar extrem zurückziehen. Und ich kann nicht umhin, es tut mir weh. Und macht mich stumm.

Ich habe ein Problem mit Runas Grab. Ich kann´s nicht so recht in Worte fassen. Aber das ist zum Beispiel etwas, dass ich mit niemandem teilen will. Also weder meine Gedanken darüber noch einen Besuch dort. Ich würde mit niemandem darüber sprechen. Und es tut mir sogar weh, wenn mir jemand anders sagt, er wäre dort gewesen. Meine Tochter habe ich schon gefragt, ob sie dorthin will. Aber nur 1-2 x. Ich glaube, wenn das Wetter jetzt schöner wird, nehm ich die Kinder mit dorthin. Aber vielleicht warte ich auch damit, den Nathan mitzunehmen. Ich muss mal nachfühlen. Es ist halt auch so, dass ich beinahe das Gefühl habe, ich würde den inneren Kontakt zu Runa verlieren, wenn ich sie dort besuche. Es ist ihre Hülle dort. Und im Moment fühl ich sie noch - körperlich - um mich herum. Mensch, mist, jetzt kommen mir doch die Tränen...
Also ich möcht mir einfach ein wenig Zeit lassen, das alles "in mich hineinwachsen zu lassen". Das mag sich fremd anhören, fühlt sich für mich aber ganz authentisch an. Versuche aber schon, mich bei all dem zu reflektieren und immer wieder neu zu fragen, ob der Ist-Zustand noch mit meinem Inneren und unserer gemeinsamen Situation übereinstimmt.

Nathaniel. Komisch ist das. Wie ich die Namen meiner Kinder ausgesucht habe.
Lena heißt mit zweitem Namen Genoveva, ein altdeutscher Name mit der Bedeutung "das Zauberweib".
Und als ich mit Nathaniel schwanger war, hatte ich das Gefühl, wer auch immer jetzt noch unser Leben mit uns teilt, und wie auch immer es auch werden wird, er ist in jedem Fall ein Geschenk. Und das ist auch die Bedeutung seines Namens - Nathaniel = "Nathan, das Geschenk" und "i-el = von Gott"
Und Runa....Runa kommt aus dem Nordischen. Ursprünglich von den Runenzeichen und heißt "das Geheimnis, der Zauber".

Ja, und mir kommt auch alles Mögliche, was mit Runa und um sie herum passiert ist vor wie ein Geheimnis. Im Nachhinein. Gemeint habe ich den Namen eigentlich eher für ihre Zukunft. Wir Menschen müssen halt manchmal verstehen, dass nicht alles erklärbar ist. Oder veränderbar. Und manche Dinge sich aber wie von Zauberhand wundervoll ins Positive wandeln.

Und jetzt ist das Geheimnis um Runa schon zu sehr Wahrheit geworden.

Eine gute Gelegenheit für eine Buchempfehlung, die mich persönlich sehr getroffen hat, als ich den Buchtitel hörte: "Abschied von Rune".
In dieser Geschichte geht es um Rune, einen Jungen, der stirbt. Und seine beste Freundin, um die herum die ganze Geschichte aufgebaut ist - mit recht ungewöhnlicher, aber wundervoller Illustration. Das Buch ist für "Leser" ab ca. 5 Jahren empfohlen. Aber der Nathan und ich erzählen halt auch ziemlich viel drumherum, ich lese nicht immer einfach nur vor.

Eine andere Geschichte, die zwar keine Trauergeschichte ist, aber den Nathaniel total amüsiert und ihm zur Zeit Mut macht, ist "Lauras Stern", in dem Laura mit ihrem kleinen Bruder Thommy im Traum Thommys "Beschützmichhund" sucht. Die Geschichte ist für so kleine Knirpse einfach klasse.


Anbei möchte ich noch erwähnen, dass ich mich hier im Forum zwar um Offenheit bemühe, aber nicht alles schreiben würde, was mir auf der Seele brennt oder zu sehr in meine Privatsphäre reicht.

Wenn Ihr beide das wollt, könnt Ihr ja bei Gelegenheit mal eine Email schicken, ich habe diese Möglichkeit hier eingerichtet. Manche Dinge gehören hier nicht hin. Aber das soll Euch nicht drängen. Macht das einfach, wenn´s echt ok ist für Euch.

Ganz liebe Grüße.

Alex

PS: Ich habe mich übrigens über alle Reaktionen auf mein Posting sehr gefreut. Es hat mir ziemlich gut getan. Alles Liebe an Euch alle, auch an die, die ´s nur gelesen haben.

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