Hallo :)
Habe mir gerade wieder das Thema Bauchlage durchgelesen, und dabei geht einem natürlich sehr viel durch den Kopf. Es ist ein ganz schöner Spagat einerseits Betroffene zu sein, die sich Vorwürfe macht, und andererseits Aufklärung zu betreiben/mitzubekommen für diejenigen, die sich davor fürchten, Betroffene zu werden.
Man kann an Worten echt zu Grunde gehen. Gestorben ist meine Kleine in Seitenlage. Wir sind beide nach dem Stillen so eingeschlafen. Ja, ich traue mir etwas...Man will das Beste geben und am Ende ist es falsch. Konsequenz: dein Baby ist tot, deine Zukunft ist tot, dein Leben ist tot, alles ist tot. Andere schlagen ihre Kinder, denken gar nicht drüber nach und was ist? Nichts...aber ich muss bei jedem Satz, den ich lese, überlegen, was ich denn nicht alles falsch gemacht habe und wie ich denn heute eine kleine einjährige Maus hier herumgeistern haben könnte, hätte ich mal nicht, hätte ich mal schon...und am Ende heißts wieder, man darf sich keine Vorwürfe machen, weil man eben gar nichts weiß. Aber anders machen sollen hätte man es trotzdem.
Und ich hab mich so gut informiert, hab überall nachgefragt wegen dem bei mir im Bett schlafen, weil meine Tochter das so extrem brauchte und ich auf dem Zahnfleisch gekrochen bin. Ich hab mich informiert. Und es war trotzdem falsch. Und im Nachhinein weiß man dann natürlich immer sehr genau, warum das denn falsch war, hätte man doch an dieser oder dieser Stelle noch nachgefragt, die hat nämlich noch mehr Informationen, die vielleicht meinen Zweifeln mehr Gewicht gegeben hätten. Man ist so klug nachher...aber alle meine Sorgen und Bemühungen vorher die zählen nicht. Alles, das ich gelesen habe, wo ich Ärzte gefragt habe, andere Mütter mit gesunden, lebenden Kindern, die es haarscharf genauso gemacht haben...es war mir doch nicht egal. Und ich hatte auch Angst davor...Keiner Mutter ist das egal.
Naja, es ist ein konstantes an sich arbeiten...und ein Wissen, dass man sowieso nie Frieden haben wird, außer es kommt endlich mal jemand und sagt mir entweder, dass ich Schuld habe oder nicht Schuld habe. Beides ist mir recht, Hauptsache eine Antwort. Nur damit das Fragen aufhört.
Ich finde Forschung und Aufklärung gut und wichtig, weil ich niemanden wünsche, soetwas durchmachen zu müssen. Und uns Betroffenen wünsch ich einen Kurs, mit offenen Fragen umzugehen, mit Zweifeln, mit dem ewigen nicht wissen, mit Fakten, die einmal richtig und einmal falsch sind, die manche zu einem Elternteil machen, der nicht aufgepasst hat, und andere wieder zu einem Opfer, das es nicht besser wissen hat können, weil man eben gar nichts weiß. Es ist ein Spagat und das Hirn lässt keinen Zweifel, keinen Funken an Information aus um nicht doch irgendwie eine Schuld an sich zu finden...oder auch das Gegenteil, dass man versucht, die Schuld darin nicht zu sehen...egal was es ist, es ist die ewige Suche und das nie Ankommen, das einen so quält.
Und während mein Hirn mir genau sagt, dass ich mein Bestes gegeben habe und dass es halt Risikofaktoren gibt, man aber unmöglich sagen kann, warum mein Kind wirklich gestorben ist...trotz alledem hab ich hier ein riesiges Loch und dieses Loch kann der Kopf nicht verstehen, so rational er das ganze auch sieht, so sehr er sich auch im medizinischen Bereich auskennt und so sehr er sich auch mit Schuldgefühlen und co auseinandergesetzt hat. Oder weniger Schuld als einfach Trauer darüber, dass etwas hätte sein können, das nicht mehr ist...und man es vielleicht in der Hand gehabt hätte. Oder auch nicht, weil man es ja nicht weiß...
So, tut mir leid fürs Dazwischenfunken.
Die Tage vor Weihnachten sind schwer. Und die Dunkelheit machts nicht besser. Wenigstens kommen die Sterne früher heraus.
Eure KarinI |