Friedrich Hölderlin (1784-1843)schrieb ein Gedicht mit dem Titel
"Sophokles"
Viele versuchten umsonst das Freudigste freudig zu sagen,
Hier spricht endlich es mir, hier in der Trauer sich aus.
Hallo,
heute ist Karfreitag. Ostern ist mir seit langem ein besonderes Fest. Sicher liegt das auch an der Jahreszeit, in der die Knospen sprießen und die Bäume Lust auf Regen und Wärme zu haben scheinen. Mein Sohn (5) schaut mehrmals pro Tag danach, ob an den Bäumen zarte neue Blätter zu entdecken sind.
Dabei entdecken wir kahle Bäume mit riesenhaft wirkenden Knospen, aber auch Bäume, denen höchstens minikleine Ansätze für die Blätterpracht 2010 zu sehen sind...
Das Er-leben ist ver-rückt, wie sehr doch der Jahreswechsel an Trauernden vorüberzieht, bin immer noch erstaunt, dass die Erde sich einfach weiter dreht und weiterhin so viele andere traurige Dinge passieren. Ich habe nach dem Tod meiner Tochter eine tiefe Einsicht bekommen, welche Kreise ein einziger schwerer Schicksalsschlag nach sich zieht. Es scheint, als hätte alles, was ich sehe, eine andere Farbe, als würden dieselben Worte anders klingen, als würde kein Echo mehr bestehen. Die frühere Bedeutung meiner Empfindungen ist völlig verändert...
Gewaltige Veränderungen im Leben passieren oft sehr leise, ganz gleich, ob sie Beginn oder Ende beschreiben.
Mitten in der Trauer habe ich mich über kleine Dinge gefreut - zu meiner eigenen Überraschung. Eine Tasse Kaffee, ein passendees Wort, ein Taschentuch... und Dankbarkeit empfunden, - auch dafür, dass ich mein Kind kennenlernen durfte.
Ostern ist in der Kirche das Fest der "Auferstehung". Ich aber feiere es als eine Erinnerung daran, "aufzustehen gegen Gewalt". Damit meine ich auch "strukturelle Gewalt", die Menschen trifft, die sich aus einer durch die Strukturen einer Gesellschaft gemachten Not nicht selbst befreien können, bzw. dadurch in Not geraten sind. Und jetzt kommt da noch ein weiterer Aspekt hinzu... aufstehen, um das Schöne zu empfinden. Nicht nur zu sehen oder auszusprechen, sondern das Gefühl zuzulassen.
Seltsam, wie weh das tut...
... als ob die Intensität meiner Freude sich der Intensität meines Vermögens Schmerz zu empfinden, angepasst hätte. Als ob die Intensität des Kummers und der Freude untrennbar voneinander gelebt, empfunden werden.
Ich wünsche Euch allen FROHE OSTERN und Liebe.
Alex |