Hallo,
es ist so beruhigend zu lesen, das es Euch ebenso ergeht.
Das man nicht der einzige vermeintlich hysterische Elternteil
auf der Welt ist. Diese Angst. Ja. Sie ist da. Mal stärker und mal weniger stark.
Unsere Geschichte ist sehr ähnlich, wie die Eure.
Friedrich wurde am 08.02.2010 mit 5,5 Wochen zu früh geboren.
Die ganze Schwangerschaft hindurch habe ich alle kritschen Punkte
mit einer vollkommen sachlichen Betrachtungsweise umschifft.
Auch auf dem Weg ins Krankenhaus - mit vorzeitigem Blasensprung -
habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, das etwas schief gehen könnte.
Ich war tief überzeugt, das alles gut gehen würde. Schließlich waren wir ja schon bei SSW 35 und 3.
Friedrich wurde als reif geborenes Frühchen auf die Nachsorge gelegt.
Alles war gut. er sollte nur noch trinken lernen und seine Temperatur zu halten. Zum Glück hing er dort am Überwachungsmonitor.
Am 5. Tag bin ich morgens auf die Station geschlendert
und dort sagte man mir, das Friedrich sich morgens "weggeschriehen" hätte.
Das heißt also mit der blau anlief.
Mittags habe ich ihn, wie gewöhnlich ohne Monitor gefüttert und plötzlich
wurde er schlapp und bekam für Sekunden dieses unheimliche graue Munddreieck.
Sofort wurde er wieder rosa.
Ich war völlig verunsichert für einen Moment. War das wirklich gewesen? Sollte ich die Schwester rufen? Würde man mich für hysterisch halten?
Diese Fragen rasten in Sekundenbruchteilen durch meinen Kopf.
Ich entschied mich und rief die Ärztin.
Dann ging alles sehr schnell.
Sie kam, animierte ihn zu atmen. Er kam wieder, brüllte und sie entschieden
ein EKG von ihm zum machen.
Also wurde er vollkommen verkabelt. Das Ergebnis war aber einwandfrei.
Abends fütterte ihn mein Mann. Diemal allerdings am Monitor.
Danach kuschlteFriedrich auf seinem Arm.
Und dann piepste der Monitor, denn er hörte auf zu atmen und die Sauerstoffsättigung ging runter auf unter 30%.
Dann ging wieder alles ganz schnell.
Sie holten ihn zurück, und netschieden sich, hn auf die Intensiv-Station zu verlegen. Dort hörte er dann im 5 Minuten-Takt auf zu atmen. und irgendwann krampfte er.
Es sah nicht sehr gut aus und meine heile Welt brach zusammen.
Ich hatte nicht geahnt (mich sicher bewußt nichteinmal damit beschäftigt) das er mir nach der Geburt hätte wieder genommen werden können.
Sie haben ihm 3 Antibiotika verabreicht, weil sie mit allen möglichen Infektionen rechneten. Nichts hat sich bestätigt. Einerseits natürlich gut,
andererseits aber eben auch unerklärlich was es war.
Das einzige was bis heute blieb sind kleine - vom Krankenhaus aber unbedenkleich eingestufte - Extra-Systolen.
Er lag noch einen ganzen Monat auf der Intensiv-Station.
Es kam mit und dann auch ohne Koffein zu keinen ernsten Apnoen mehr.
Wir wurden mit einem Monitor entlassen, da sie es letztendlich als 5-Tages-Krämpfe und near death SIDS eingestuft haben. Und ausserdem mit der Auflage, ihn eingehend von einem Kardiologen weiter betreuen zu lassen.
Eigentlich also alles gut.
Aber meine Angst sitzt plötzlich ganz tief.
An manchen Tagen schnürt sie mir die Luft ab.
Ich reagiere vollkommen verängstigt und verkrampft
auf kleine vermeintlich Krankheiten - die ihn in meiner
irrationalen Vorstellung sofort mit dem Tod bedrohen, wenn ich es nicht rechtzeitig merke.
Ich habe schon Termine bei einer Psychologin war genommen,
weil ich Anfangs befürchtete nun Postpartale Depressionen zu haben.
Ich weinte und weine sehr viel, wenn die Angst mich überkommt.
Ich fürchte mich vor den Momenten, wenn ich für länger mit ihm alleine bin, weil ich Sorge habe, nicht richtig oder nicht schnell genug zu reagieren.
Aber es wird besser langsam.
Der Kardiologe hat den Monitor nun schon einml ausgelesen und uns versichert,
das es keinen echten Apnoe-Alarm gegen hat.
Und wenn ich dann diese grausamen Schicksalschläge hier lese,
dann wird mir bewußt, wie haarsharf wir an einem solchen vorbeigeschreddert sind. und dann betrachte ich den blinkenden, piepsenden Monitor, der mich viel Nerven und Organisation kostet mit großer Dankbarkeit.
Was sagte der Kardiologe zu mir. Eigentlich müssten alle Kinder im ersten Lebensjahr ebenso überwacht werden können.
Und ja, ich glaube diese Angst um das Leben des Kindes bleibt, wenn man ein solches Erlebnis einmal hatte...
Liebe Grüße an den Tintenfisch
Karoline |