» Hallo Eltern, liebe Frau Jorch,
» unser Sohn Tim ist 4 Monate und 2 Wochen alt, er kam termingerecht und ist
» gesund und fit. Dennoch mache ich mir ständig (über?)große Sorgen aus Angst
» vor ALE oder SIDS. Je mehr ich versuche, zu dem Thema in Erfahrung zu
» bringen, umso mehr wächst meine Angst. Denn ich bekomme vor allem die
» Information (auch durch die tragischen Berichte von betroffenen Eltern in
» Foren) dass es jedes Baby treffen kann - auch unter idealen
» Schlafbedingungen. Ich bin weiterhin auf der Suche nach irgendwas, das mich
» endlich wieder an was anderes denken lässt, als immer nur daran, nach dem
» Kleinen sehen zu müssen, wenn er schläft. Gutgemeinte Worte aus meinem
» Umfeld wie "mach dir mal keine Sorgen, es wird schon nichts passieren"
» können mich nicht wirklich beruhigen! Im Gegenteil.
» Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Säugling Opfer des Sids wird, liegt nach
» meinem Kenntnisstand bei etwa 0,5 Prozent in Deutschland.
Das Risiko ist um etwa das zehnfache geringer, liegt also bei ca 0,04-0,05%
» Meine Frage: Wird dieses hohe Risiko bei optimaler Schlafumgebung drastisch
» reduziert oder nimmt man bei der Wahrscheinlichkeit bereits an, dass alle
» Empfehlungen auch eingehalten werden?
Das Risiko ist ermittelt aus allen an SID-verstorbenen Kindern im Vergleich zu den Nichtverstorbenen, ohne dass die Umstände mit einbezogen worden sind.
» Also konkret: wie hoch ist das Risiko für Sids, wenn das Baby (so wie unser
» Tim) voll gestillt wird, bei 16-18 Grad im Elternzimmer bei guter
» Durchlüftung in seinem Bettchen, in einem Schlafsack ohne diverses
» Schnuffel-und Kuschelzeugs schläft? Wir sind Nichtraucher.
Sicher noch kleiner, wie hoch kann keiner sagen, da wir nur über Risikofaktoren reden, aber nicht von einer Ursache.
» Seit heute haben wir den Angelcare, der mir eigentlich das Gefühl
» vermitteln soll, dass man immerhin schnellstmöglich mitbekommt, wenn trotz
» möglichen Vorkehrungen etwas nicht in Ordnung ist, um dann zu einem frühen
» Zeitpunkt handeln zu können.
Das ist eine sehr richtige Überlegung und entspricht auch den Tatsachen.
» In der sehr informativen und gut verständlichen Broschüre (Autorin
» Hildegard Jorch) , die dem Gerät beigelegt ist und die Pflichtlektüre für
» alle frischgebackenen Eltern sein sollte, steht alles Wissenswerte vom
» Atmungssystem des Kindes bis hin zu den einzelnen anleitenden Schritten der
» Sofortmaßnahme bei Atemstillstand, Bewusstseinstörungen etc.
» Neu war für mich zu lesen (und da frage ich mich, wie sinnvoll diese Matte
» wirklich ist), dass im Falle des Verschlusses der oberen Atemwege, z.b. bei
» Schnupfen, das Zwerchfell im Bauchraum sich weiter bewegt.
» Heisst das im Klartext, dass die Möglichkeit besteht, dass mein Kind zwar
» nicht mehr atmet, aber das Gerät es nicht für möglich hält, Alarm zu
» schlagen, da es weiterhin Bewegung misst??
Das ist richtig; der AC ist ein Bewegungsmelder, der Bewegung auch nicht direkt am Körper des Kindes mißt. Selbst wenn am Körper des Kindes nur die Bewegung gemessen wird und nicht gleichzeitig Herzfunktion mit oder ohne Sauerstoffüberwachung, wird es sich genauso verhalten, wie Sie es auch für den AC erkannt haben.
» Mein Freund macht sich mittlerweile schon um mich Sorgen, weil er denkt,
» dass Vorsicht auch wahnhafte Züge annehmen könnte. Das mag sein, aber
» ehrlich gesagt, würde ich alles tun, also notfalls auch die ganze Nacht
» über unser Baby wachen, wenn ich dadurch das Risiko auf 0 reduzieren
» könnte. Bin ich deshalb panisch oder übervorsichtig?
Das Risiko auf Null senken, kann keiner, da niemand bisher die genauen Umstände kennt, wodurch der SID zustande kommt, geschweige denn die Ursache(n).
Das beste was Sie tun können, haben Sie getan: Risikofaktoren vermieden, noch zusätzlich aus der Technik ein bißchen mehr Sicherheit gezogen durch den Einsatz des AC, bestenfalls noch einen erste-Hilfe-am-Kind-Kurs besucht.
Wir sind als Eltern in der Pflicht, das Bestmögliche für unsere Kinder zu tun, was in unserer Macht steht; für sie zu sorgen, so dass sie möglichst unbeschadet und gesund aufwachsen. Alles Negative abwehren, können wir nicht, damit sind wir vollständig überfordert, es steht auch nicht in unserer Macht. Ein Beispiel aus einem anderen Feld: Wir können die Kinder auf den Straßenverkehr vorbereiten, wir können mit ihnen ihre Wege hundertmal ablaufen; irgendwann müssen wir sie aber allein laufen lassen; niemals ist das Risiko Null, dass mit ihnen im Staraßenverkehr nichts passiert.Dennoch wäre es falsch, sie nicht allein laufen zu lassen.
So ähnlich ist es jetzt auch für Sie.
Kinder brauchen auch die Fröhlichkeit der Eltern, Urvertrauen, das wir ihnen auch mitgeben müssen, um ihr Leben zu meistern, Lebensoptimismus....
Daher mein Wunsch für Sie: Genießen Sie - trotz aller Sorge um das Wohl ihres Kindes - diese doch sehr kurze Babyzeit jetzt - und bewahren Sie sich für sich und Ihr Kind Hoffnung, Fröhlichkeit und Urvertrauen für und in die gemeinsame Zukunft, auch wenn es manchmal nicht ganz einfach scheint.
Viele liebe Grüße aus Münster
Hildegard Jorch --- Präsidentin der GEPS- Deutschland e.V.
Vorsitzende der GEPS-NRW e.V. |