Hallo, kennen Sie diese Studien?
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Nur eines von fünf Babys wird in reichen Ländern ein ganzes Jahr lang gestillt, beklagen die Autoren einer neuen Studie. Dabei habe Stillen Vorteile fürs Kind, die noch gar nicht so bekannt seien.
Stillen ist nicht nur gut für das Baby, sondern auch für die Gesundheit der Mutter und für die Weltwirtschaft. Das ist das Fazit einer Analyse mehrerer Studien zu stillenden Müttern, die das britische Fachjournal "The Lancet" veröffentlichte.
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Demnach könne eine längere Stillzeit nicht nur den Tod von jährlich mehr als 800.000 Babys weltweit, sondern auch rund 20.000 Todesfälle durch Brustkrebs verhindern.
Die Untersuchung stützt sich auf Daten von 28 Studien und Analysen zu gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen des Stillens. Der Großteil der Studien wurde eigens für die Metaanalyse erstellt.
In Industrieländern wird nur eines von fünf Kindern volle zwölf Monate lang gestillt, in ärmeren Ländern ist es eines von drei Kindern, das die ersten sechs Monate komplett gestillt wird. Damit entgingen mehreren Millionen Babys die Vorteile der Muttermilch, schreiben die Autoren um Cesar Victora von der Federal University of Pelotas in Brasilien.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt eine ausschließliche Ernährung durch Muttermilch während der ersten sechs Lebensmonate und ein teilweises Stillen bis zum Alter von bis zu zwei Jahren. Muttermilch enthält nicht nur alle nötigen Nährstoffe, sondern schützt das Baby auch vor Kinderkrankheiten.
SIDS-Risiko wohl geringer
Der Metaanalyse zufolge ließe sich durch Stillen in reichen Ländern das Risiko eines plötzlichen Kindstods (SIDS) um mehr als ein Drittel verringern. Dass Stillen ein Faktor für die Prävention von SIDS ist, weiß man schon länger. Allerdings bemängeln Kritiker, dass es schwierig sei, den Einfluss einzelner Risikofaktoren für den plötzlichen Kindstod zu errechnen.
In ärmeren Ländern könnten durch längeres Stillen etwa die Hälfte der Durchfallepidemien und ein Drittel der Atemwegserkrankungen verhindert werden, heißt es im "Lancet". So kommen die Forscher auf die Zahl von 800.000 Babys, die durch Stillen gerettet werden könnten.
Außerdem gebe es Studien, die nahelegten, dass die Muttermilch später das Risiko von Diabetes und Übergewicht beim Kind verringere. Mütter, die ihre Babys gestillt haben, bekämen auch seltener Brust- und Eierstockkrebs. Stillen entlaste insofern das Gesundheitssystem.
In Deutschland stillen mehr Mütter
Einen weiteren Vorteil sehen die Autoren darin, dass Stillen die Intelligenz des Kinder erhöhen könnte. Ein Zusammenhang zwischen Stillen und einem höheren Intelligenzquotienten des Babys betonen Forscher ebenfalls schon länger. Weil intelligentere Kinder später im Schnitt auch mehr verdienten, nutze das Stillen letztlich auch der Weltwirtschaft, schreiben die Autoren.
In den reichen Ländern gehören Großbritannien, Irland und Dänemark zu den Ländern mit den niedrigsten Stillraten. In Deutschland stillen heute mehr Mütter als noch vor ein paar Jahren. 82 Prozent der Kinder zwischen null und sechs Jahren sind von 2002 bis 2012 als Säuglinge zumindest kurz gestillt worden, im Schnitt 7,5 Monate lang. In der vorangegangenen Untersuchung für die Geburtsjahrgänge 1986 bis 2006 hatte die Stillquote bei 78 Prozent gelegen.
Schlafen Babys im gleichen Zimmer wie die Eltern, sinkt das Risiko des plötzlichen Kindstods. «Im Kinderzimmer schlafen sie tiefer», sagte Volker Soditt, Kinderarzt im Städtischen Klinikum in Solingen.
Der tiefere Schlaf bewirke offenbar, dass das Kind nicht aufwacht, wenn zum Beispiel seine Zunge nach hinten fällt. Schläft es im gleichen Zimmer wie Mutter und Vater, ist der Schlaf dagegen leichter. Deshalb wacht es auf, sobald sich die Atemwege verlegen. Auf keinen Fall sollte das Baby aber mit im Elternbett schlafen. Das lasse das Risiko für den Kindstod wieder steigen.
Grund dafür ist laut Soditt die Schlafumgebung des Kindes: «Der Körper der Erwachsenen gibt im Schlaf jede Menge Energie ab.» Liegt das Baby im gleichen Bett, ist der kleine Körper einer übermäßigen Wärmezufuhr ausgesetzt. Wärme wiederum stellt einen wichtigen Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod dar. «Die empfohlene Temperatur im Schlafzimmer liegt bei 16 bis 18 Grad», erklärte Soditt, der Vorsitzender der Gesellschaft der Kinderkliniken zur Prävention des Säuglingstodes und zur Erforschung des Schlafes (GEKIPS) in Datteln bei Recklinghausen ist.
Auch die Schlaflage des Kindes und das Bettzeug sind wichtig. Idealerweise liegt das Kind in einem Schlafsack und auf dem Rücken. Denn bei anderem Bettzeug bestehe die Gefahr, dass das Kind unter die Decke rutscht. «Auch die Überdeckung des Kopfes ist zu vermeiden», sagte der Experte. Daher gehören Kuschelkissen und Schmusetiere nicht ins Babybett. Auf Lammfelle als Schlafunterlage sollte ebenfalls verzichtet werden.
Verändern Eltern die Schlafumgebung des Nachwuchses entsprechend, können sie das Risiko für den plötzlichen Kindstod deutlich reduzieren. Wie wirksam diese Maßnahmen sind, haben die Aufklärungskampagnen der vergangenen Jahre gezeigt: Im Jahr 1980 kamen in Nordrhein-Westfalen auf 1000 Babys den Angaben zufolge etwa 2,4 Fälle von plötzlichem Kindstod, 2007 waren es nur noch 0,7 Fälle. Trotzdem ist der plötzliche Kindstod immer noch eine der häufigsten Todesarten im Kindesalter. «Es sterben mehr Kinder daran als an Unfälle bis zum 15. Lebensjahr», so der Kinderarzt.
94 Opfer: In diesen Babybettchen wartet der Tod
Wissenschaftler der Washington University School of Medicine haben in einer kürzlich erschienen Studie eine Gefahr in Kinderzimmern ausgemacht, von der viele Eltern nichts wissen. Die Studie, die im Journal of Pediatrics veröffentlicht wurde, zeigt einen Zusammenhang zwischen Fällen von plötzlichem Kindstod und Babybettumrandungen.
DIESE RISIKOFAKTOREN FÜR PLÖTZLICHEN KINDSTOD GIBT ES
Demnach sind 48 Fälle von plötzlichem Kindstod zwischen 1985 und 2012 auf die Umrandungen von Gitterbettchen zurückzuführen. In 146 weiteren Fällen sind Kinder an den Stoffumrandungen beinahe erstickt. Ironischerweise sollen die Umrandungen Babys eigentlich vor Verletzungen durch die Gitterstäbe schützen.
Die Ergebnisse der Studie zeigten eindeutig, dass im Großteil der Fälle Bettumrandungen die einzige Ursache für den Tod der Kinder waren. Damit ist widerlegt, dass auch andere Gegenstände wie Kissen und Decken für die Todes- und Verletzungsfälle verantwortlich sein könnten.
"Bettumrandungen töten Babys", sagte Professor Bradley T. Thach, Hauptautor der Studie. "Bettumrandungen sind gefährlicher als wir bisher dachten. Die Fälle von Kindstod, die wir untersucht haben, hätten verhindert werden können, wenn die Bettchen leer gewesen wären."
In den meisten dieser Fälle seien die Kinder erstickt, weil ihre Nasen und Münder von einer Bettumrandung bedeckt gewesen sind. Es habe keine anderen Gegenstände zwischen den Gesichtern der Babys und den Umrandungen gegeben, sagte Thach.
Auch Francine Bates, Chefin des britischen Lullaby Trusts, ein ehrenamtlicher Verein, der sich für die Vorbeugung von plötzlichem Kindstod einsetzt, sagte, dass die Bettumrandungen zur Gefahr für Babys werden, sobald sie im Bett herumrollen und sich bewegen können.
"Wir raten von der Verwendung von jeder Art von Bettumrandung ab und warnen alle Eltern davor, ihre Kinder mit losen Kissen, Decken und Polsterungen schlafen zu lassen. Das sicherste Bettchen ist ein leeres Bettchen." |