Hallo Merry,
jedesmal, wenn ich neue Beiträge von Betroffenen lese, fährt mir ein kalter Schauer über den Rücken: schon wieder! Oh nein!!!
Erneut steht die Frage nach dem WARUM im Raum, aber niemand kann sie uns beantworten.
» Hallo, ich habe gestern am 17.08.05 meinen kleinen Sohn durch Kindstod
» leblos in seinem Bettchen gefunden... Es ist mein zweiter Sohn und ich bin
» mit meinem Gedanken nur bei dem Anblick des Kleinen und dennoch ist mir
» irgendwo bewußt, dass er nicht mehr da ist!!!
Es ist wie ein Alptraum. Man denkt, man erwacht gleich, und dennoch weiß man irgendwie, dass es nicht stimmt.
>Wie kann man das wirklich
» verkraften?
Verkraften? Ich weiß es nicht wirklich; ich weiß nur, dass man lernt, damit weiter zu leben. Aber dies geschieht nur langsam; man braucht sehr viel Geduld, auch mit sich selbst, weil man es am Anfang, an dem Du jetzt stehst, gar nicht glauben kann, dass man es schafft.
Doch auch habe ich ein wenig Wut in meinem Bauch...da verliert
» man sein Kind, sein BABY, und da muss man sich die Kripo ins Haus kommen
» lassen
Dass die Kripo kommt, hat nicht mit eigentlichen Verdächtigungen zu tun. Es ist Bundesgesetz. Nur die meisten wissen es nicht. Sie käme auch bei einem plötzlichen und unerwarteten Tod eines Erwachsenen ins Haus.
Schlimm ist, wenn die Kripo nicht sensibel mit einer solchen Situation umgeht und sich die Eltern und Angehörigen durch die Fragen wie Verbrecher fühlen. Das ist aber individuell sehr verschieden. Nicht alle Kripobeamten sind so; Gott sei Dank!
Es gibt Eltern, die die Gespräche mit der Kripo nicht als unangenehm empfunden haben.
Dein Erleben zeigt mir, dass wir als Elternselbsthilfe immer noch gefragt sind, uns in die Schulung der Polizei und der übrigen Berufsgruppen, die in der Akutsituation bei den Angehörigen eintreffen, einzubringen.
> und die fragen einen krasse Fragen, die man sich in seinen Kopf
» eingehämmert hat... Die brennen wie Feuer und niemand kann einem dieses
» Gefühl nehmen!! Mein Sohn war für mich und meine Familie ein Wunschkind,
» umso schlimmer der Verlust!!! Wenn ich doch nur einen Wunsch hätte ich
» wüßte sofort wie man mir den erfüllen könnte...
Wenn Du magst, kannst Du mich anrufen und wir können über die nun vielen anstehenden organisatorischen Dinge auch sprechen: Beerdigung, wie gestalte ich sie, was habe ich für Möglichkeiten; soll ich das Geschwisterkind mitnehmen oder nicht und wie dann; gibt es für mich Zuschüsse zu den nun anstehenden Kosten; wird mein Kind untersucht, was sagen die Untersuchungen vielleicht über eine mögliche Ursache aus, die medizinisch wichtig ist usw.usw......
oft hilft auch schon ein Telefonat, über die Erlebnisse der letzten Tagen und Stunden zu sprechen, diese ein wenig erträglicher werden zu lassen. Ich habe im Internet geschaut, wo dein Wohnort liegt; leider zu weit weg von Münster, sonst hätte ich dir einen Besuch angeboten; leider habe ich auch keinen Ansprechpartner in unserer Eltern-hlefen-Eltern-Liste, der in der Nähe von Dir wohnt; sonst wäre er/sie vielleicht zu dir gekommen.
Dein kleiner Sohn ist gestorben, dies ist geschehen und keiner kann dieses Geschehen löschen oder rückgängig machen; leider nicht, keiner kann wirklich trösten, aber das Gefühl nehmen, dass Du nicht alleine bist, dass es Menschen gibt, die zu dir stehen, ein Fünkchen Hoffnung zu erhalten, das später wieder zu einer lodernden Flamme werden kann, das kann man erreichen, wenn man sich mit Menschen austauscht, die zuhören, die nachempfinden können, die auch ein Stück weit, manchmal auch nur durch das Telefon oder durch E-Mails den Alltag mitzutragen versuchen.....
Liebe Merry,
ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit und wenn du das Gefühl hast, du brauchst jemanden außerhalb deiner Familie, mit dem du reden möchtest, mit dem du auch jetzt anstehende organisatorische Dinge besprechen möchtest, ruf mich einfach an 0251/862011
Ganz liebe Grüße aus Münster
Hildegard Jorch |