Moritz (Trauer)
Hallo Sandra,
ich bin beeindruckt von deiner stärke den Tod eures Sohnes Luis zu akzeptieren. Das ist das einzige was man tun kann, akzeptieren dass da mein Kind da war und so nie wieder in meinen Armen liegen wird.
Ich habe zusammen mit meiner Frau auch den Plan gefasst stark und zuversichtlich in die Zukunft zu gehen, auch für Moritz. Aber nur an manchen Tagen kann ich dieses Gefühl auch wirklich gut fühlen und danach handeln.
Als Moritz 3 Wochen gestorben war bin ich das erste mal aus meinem tiefen Trauma aufgewacht.
Meine Schwäche wurde Stärke und ich fühlte mich als müsste ich jetzt weitermachen und der Welt entgegen gehen. Leider war dieses Gefühl nur für einige Tage so stark, danach war alles wieder Sinnlos.
Ich kann euch nur raten in eine Selbsthilfegruppe zu gehen, auch wenn dort Eltern mit anderen Schicksalen sind. Der Schmerz ein Kind zu verlieren ist immer ähnlich. Wir gehen ausser zu unserer Einzel-Gesprächstherapie nämlich auch zu den verwaisten Eltern, dort sind Schicksale von der stillen Geburt, über den plötzlichen Säuglingstod oder auch der Tod Jugendlicher Kinder.
Wir verstehen uns mit den anderen blind! Die nähe, das Verständnis und die unglaubliche Ähnlichkeit des Trauerns mit den anderen Eltern helfen uns sehr. Die Gespräche über das eigene Schicksal finden einfach auf einem ganz anderem Niveau statt als mit nicht betroffenen.
Gestern war wieder so ein Tag und heute fühle ich mich endlich mal wieder etwas besser!
Es tut mir sehr leid für euch und Luis, das ihr jetzt nicht mehr zusammen sein dürft, zumindest nicht körperlich.
Es ist das schlimmste was einem auf der Welt passieren kann.
Doch so wie Du es beschreibst ist es bei uns auch, wir sind uns so nah wie nie zuvor. Ich hoffe für euch und uns das wir dieses Schicksal tragen können.
Ich würde mich freuen wenn wir in Kontakt bleiben um uns gegenseitig mit Fort-und Rückschritten zu helfen indem wir uns darüber austauschen.
Eine Sache muss ich noch schreiben.
Als Moritz gestorben war sprach ich mit meinem engen Kollegen Volker. Wir arbeiten seit langen Jahren zusammen und haben ein freundschaftliches Verhältnis. Er war immer sehr gläubig und ich eher der Atheist.
Ich bat ihn einen Tag vor der Beerdigung er solle für uns und Moritz beten. Da sagte er ich bete für euch beide, das ihr die Kraft habt dieses Schicksal zu tragen.
Ich war ganz verwirrt und sagte: "Du mußt aber auch für Moritz beten"!
Da erwiderte er: "Für Moritz brauche ich nicht mehr zu beten, Moritz geht es jetzt 1 Millionen mal besser als allen anderen Menschen auf der Welt zusammen"!
Diesen Satz werde ich nie vergessen, dieser Satz war der Schlusssatz in unserem Abschiedsbrief den der Pfarrer auf der Beerdigung vorlas, dieser Satz stärkt meinen Glauben das es Moritz nicht schlecht ergeht und beruhigt mich in schweren Stunden sehr. Auch Luis geht es jetz 1 Millionen mal besser als allen anderen Menschen auf der Welt zusammen.
In stillem Gedenken an Luis und Moritz, die jetzt gemeinsam im Himmel spielen.
Christian
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