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Mit der Wende kam SIDS in die neuen Bundesländer... (Prävention)

verfasst von H. Jorch E-Mail, Münster, 11.01.2007, 02:16 Uhr

Hallo Angela,

mir ist bekannt, dass es in der ehemaligen DDR vor der Wende den Plötzlichen Säuglingstod sehr viel seltener gab als im Westen Deutschlands und dass es leider zum Anstieg der Zahlen nach der Wende kam. Die Erklärung dafür ist aber mit hoher Wahrscheionlichkeit nicht die Benutzung der Gummimatten, die es übrigens auch im Westen gab, anfangs auch als reine Gummimatten, dann als Gummimatten kaschiert mit Molton und auch heute immer noch als wasserdichte Moltonunterlagen für das Babybett im Handel.
Betrachtet man die Historie der SID-Todesfälle noch weiter zurückliegend und schaut, was anders in der ehemaligen DDR war, als im Westen, dann kommt man zu folgendem Ergebnis:

Ende der sechziger Jahre führte man - den Empfehlungen aus den USA folgend - die Bauchlage zum Schlafen für Babys ein, weil man in Studien dort festgestellt hatte, dass ein Bauchschläferbaby 4-6 Wochen schneller krabbeln und laufen lernt als ein Baby, dass auf dem Rücken zum Schlafen gelegt wird. Man glaubte, auf so einfache Art und Weise die Entwicklung kleiner Kinder fördern zu können, und gab diese Empfehlungen somit breit gestreut in der Bevölkerung in Europa weiter, ungeachtet dessen, dass es nur um einen Entwicklungsvorsprung von 4-6 Wochen in den ersten 18 Monaten geht, denn mit 18 Monaten sind die Nur-Rückenschläferkinder (der gesamte fernostasiatische Raum) motorisch den Nur-Bauchschläferkinden in ihrer Entwicklung gleich.
Auch in der ehemailgen DDR führte man in diesem Zusammenhang die Bauchlage zum Schlafen für Babys ein. Da man aber in der ehemaligen DDR alle Kinder, die bis zum 2. Geburtstag starben, grundsätzlich obduzieren ließ, stellte man bereits nach wenigen Jahren nach der Einführung der Bauchlage fest, dass die SID-Zahlen nach Einführen der Bauchlage angestiegen waren. Man gab daraufhin bereits 1972 einen Erlaß heraus, der unter hohe Strafe setzte, in den öffentlichen Einrichtungen wie z.B. KiTas, ein Baby zum Schlafen auf den Bauch zu legen. Da die Mütter in der ehemaligen DDR nach 6-8 Wochen nach der Geburt wieder arbeiten gingen und ihre Kinder in berufsnahen KiTas untergebracht hatten, übernahmen sie natürlich das Pflegeverhalten, das in öffentlichen Einrichtungen praktiziert wurde. So setzte sich die Bauchlage zum Schlafen für Babys glücklicherweise in der ehemaligen DDR in dieser Form nie so durch wie im Westen, die Zahlen gingen auch nach Einführung des Erlasses 1972 wieder auf den ursprünglich sehr niedrigen Stand zurück.

Desweiteren waren die Babybetten weit weniger ausstaffiert als im Westen; weniger Risikofaktoren somit in den Betten zu finden. Dies änderte sich leider mit der Wiedervereinigung. Vieles wurde nach der Wiedervereinigung in die ehemalige DDR als scheinbar besser aus dem Westen Deutschlands eingeführt und übernommen, vieles war aber gar nicht besser für die Gesundheit der Babys. Aber die Zahlen in der ehemaligen DDR haben - Gott sei Dank - nie die Größen erreicht wie im Westen.

Die intensivere epidemiologische SID-Forschung begann im Westen aber leider erst Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre; die ersten SID-Präventionsflyer wurden erst ab 1991 verteilt (erst nach der "Wende"), die ersten Präventionsempfehlungen erst zu diesem Zeitpunkt offiziell durch Presse, Rundfunk und Fernsehen verbreitet. Selbst heute gibt es immer noch Neugeborenenzimmer, in denen die Babys in den ersten Tagen nach der Geburt in die Bauchlage gelegt werden aus Angst, sie könnten an hochgebrachter Nahrung ersticken; ein völliger Trugschluss. Auch diese Meinung wurde erst mit der Einführung der Bauchlage Ende der sechziger Jahre "geboren".
Es sind also nicht die Gummimatten, die als wasserdichte Unterlagen in der ehemaligen DDR wie die wasserdichten Moltonunterlagen im Westen eingesetzt, die geringen Zahlen erklären, sondern ein grundsätzlich anderes Umgehen mit der gesamten Schlafumgebung als solches. Sicher ist die Bauchlage nur einer der vielen Risikofaktoren, aber einer mit einer hohen Relevanz; andere wichtige Risikofaktoren sind Überwärmung und Rückatmung. Ich kann daher nur vor Produkten warnen, die die beiden letztgenannten Risikofaktoren verstärken. Holland hat 5-6mal geringere SID-Zahlen als Deutschland; sie sind Mitte der 80er Jahre mit ähnlich hohen Zahlen gestartet, sind aber infolge einer sehr viel stringenteren Umsetzung der SID-Präventionsmepfehlungen schneller gesunken; ähnlich sieht es in Skandinavien aus. Auch das bahnbrechende Absinken der SID-Zahlen in Neuseeland und Australien ist nicht durch Matratzenhüllen zu erklären, sondern durch das Bekanntmachen und Umsetzen der Risikofaktoren.
Der Plötzliche Säuglingstod kommt weltweit vor, auch in Ländern, wo keine Flammschutzmittel und Weichmacher in Schlafunterlagen für Babys existieren. Schadstoffgase aus Flammschutzmitteln und Weichmachern können damit nicht als Ursache für den SID angesehen werden, allenfalls als ein Risikofaktor. Weltweit sind sich die Forscher - bis auf wenige Ausnahmen, wie man sieht - einig, dass der Plötzliche Säuglingstod ein multifaktorielles Ereignis ist und nicht Schadstoffgase aus Matratzen als Ursache angesehen werden können.

Ich stimme Ihnen komplett zu, dass man von Seiten der europäischen Regierungen sich dafür einsetzen sollte, Flammschutzmittel und Weichmacher, die bei Umsetzungsprozessen durch Mikroben schädliche Gase erzeugen lassen können, verbieten sollte. Wir benötigen derartige Ausrüstungen in unseren Matratzen nicht, auch nicht wir als Erwachsene. Und es gibt eben Matratzen, die diese Ausrüstungen nicht enthalten.
Mögliche schädliche Gase durch Umsetzungsprozesse von Flammschutzmitteln und Matratzen durch Mikroben kann man aber auch weiter verhindern durch Lüften und Wenden der Matratzen. Die Gase sind nicht von vornherein in den Matratzen, sondern entstehen, wenn überhaupt, erst durch Umsetzungs- und Stoffwechselprozesse von bestimmten Mikroben, von bestimmten Pilzen. Verhindert man die Besiedlung mit diesen Mikroben und diese Umsetzungsprozesse, wird die Wahrscheinlichkeit von schädlichen Gasen aus Flammschutzmitteln und Weichmachern auch noch einmal deutlichst kleiner.
Ich bleibe daher dabei, von derartigen Matratzenhüllen abzuraten.

Viele Grüße

Hildegard Jorch

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