Umgang mit den trauernden Eltern (Trauer)
Hallo Anna,
danke, dass Du Dich hier meldest und nicht stumm bleibst, weil Du nicht weißt, was Du sagen sollst. Das Schlimmste, was Betroffenen immer wieder passiert, ist, dass Leute aus dem Freundeskreis und der Nachbarschaft in ihrer Hilflosigkeit sie nicht ansprechen, ihnen scheinbar aus dem Wege gehen, sie zu gemeinsamen Aktivitäten, auch mit Kindern, nicht mehr einladen, sich scheinbar zurückziehen usw. usw., letztlich ganz viele Reaktionen zeigen, so als seien die trauernden Eltern vielleicht ansteckend krank, meist geschieht dies nur aus Hilflosigkeit, weil wir nicht gelernt haben, dass es Situationen wie diese gibt, wo Worte fehlen, die wirklich trösten können, wo Worte das Geschehene nicht rückgängig machen können, aber dennoch man als tief betroffener trauernder Mensch jetzt am wenigsten Menschen brauchen kann, die in jeder Beziehung stumm sind. Mit "stumm" meine ich, aus Hilflosigkeit gar keine Reaktionen zeigen, keinen Kontakt aufzunehmen. "Herzliches Beileid" hört sich an wie eine Phrase, man hat es schon oft genug gehört, auch von Leuten, die es eigentlich gar nicht ernst gemeint haben. Wenn Dir die Worte bei Eurer Begegnung fehlen, sag es "einfach". "Ich weiß nicht, was und wie ich es sagen soll. Mir fallen keine wirklich tröstenden Worte ein, aber ich möchte Euch so gerne helfen; was kann ich nur tun" oder so ähnlich. Bleib nicht stumm, besuch sie; sie werden Dir schon sagen, wenn es ihnen nicht paßt. In einer solchen Situation merkt man sehr schnell, wer einem wirklich helfen möchte, und wer nur daher redet.
Ich kann Anja und Corinna nur Recht geben in allen Dingen, die sie Dir raten. Geh auf Deine Bekannten zu; wenn Dir die Tränen kommen, wenn Du mit ihnen über ihr verstorbenes Kind redest, ist das gar nicht schlimm. Sag ihnen das, was Du so traurig findest, frag sie, ob Du etwas für sie tun kannst, ob Du ihnen irgendwie helfen kannst, vielleicht auch, indem Du mit den übrigen Geschwistern, wenn welche da sind, etwas unternimmst, indem Du Alltagskleinigkeiten erledigst, die in einer solchen Situation nicht selten harte Arbeit sind. Trauer ist harte Arbeit für Körper und Seele.
Auf einer Einladungskarte einer Elternselbsthilfegruppe im Rheinland standen lange Zeit folgende Sätze:
"Warum glauben die Leute eigentlich, sie könnten mit Worten trösten? Warum stehen sie nicht zu ihrer Wortlosigkeit und Hilflosigkeit?
Warum nehmen sie mich nicht einfach in den Arm, warum landet keine Hand auf meiner Hand, warum kein Arm auf meiner Schulter?"
Ich wünsch Dir viel Kraft auf einem sicheren nicht leichten Weg für Dich.
Liebe Grüße
Hildegard Jorch
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Präsidentin der GEPS- Deutschland e.V.
Vorsitzende der GEPS-NRW e.V.
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