Bitte (Sonstiges)
Liebe Matty,
zunächst einmal möchte ich ausschliesslich Dir, auch wenn es schon ein paar Monate her ist, noch mein Mitgefühl ausdrücken.
Was Du erlebt hast ist grausam. Dass ich Dir antworte und es noch bei einigen anderen nicht tat, liegt wohl daran, dass ich recht ähnliche Umstände hatte, als unser Sohn starb(ich habe Dein allererstes Post gelesen, was mir jetzt wiederum hilft auf Dein Neuestes explizit einzugehen...)
Manche Kinder weinen (sehr)viel, andere sind ruhiger. Das vorweg. Dass einem Menschen bei solcher Dauerbelastung auch mal die Nerven blank liegen ist auch völlig normal. Dass Dein Mann sich aus der Verantwortung geschält hat--- nunja, dazu möchte ich mich nicht äußern. Und dazu, dass er Dir vergeben hat auch nicht.
Zum 'Glück' hast Du den Obduktionsbericht, der Dich wenigstens offiziell von Deiner 'Schuld' freispricht.
DU BIST NICHT SCHULD AM TOD DEINES SOHNES!!! Du hast es schwarz auf weiss!!
Aber was nutzt es Deiner geschundenen Seele, nicht wahr?!
Hätte, Könnte, Wäre----all das bringt Dir Dein Kind nicht wieder zurück.
Und das hättest Du so gerne. Du möchtest Deinen kleinen Sohn wieder in die Arme schliessen, aber es geht nicht. Und Du denkst:
Verdammt, was habe ich getan? was habe ich verbrochen? Ich bin Schuld---schuld--schuld.......Ich habe dies gemacht, ich habe jenes unterlassen, ich habe nicht genug aufgepasst, ich habe mich einfach einen Moment mal hingelegt.
Was denken denn die anderen bloss von mir, denkst Du vielleicht......
Liebe Matty----unser Kindstod nahm groteske Formen an.
Als ich die Schwester unseres Sohnes zwei Tage danach in den Kindergarten brachte, hörte ich eine Mutter mit einer anderen tuscheln, ich hätte meinen Sohn vom Balkon geworfen......Allein, mir fehlte die Kraft diese schlimme Frau wegen Rufmords anzuzeigen. Es ist/war doch sowieso alles egal. Was ist/war schon noch wichtig? Du willst nur noch Dein Kind wiederhaben---ein anderer Gedanke hat garkeinen Platz.
Dich trifft keine Schuld. Ich weiss, ich könnte hier eine ganze Seite nur mit diesem einen Satz beschreiben. Du würdest vllt "ja, ich weiss" antworten.Doch in Deinem Innersten sieht es u.U. ganz anders aus.
Der Kopf sagt ja, das Herz sagt nein.
Du musst und Du wirst lernen eines Tages --- und es kann noch lange dauern--
mit diesem, Deinem Verlust zu leben. Du wirst vllt. Ängste entwickeln.
All das ist normal. Du hast eine ganz schlimme Erfahrung machen müssen. Sie wird Dein Leben prägen. Nimm diese Erfahrung an, anstatt gegen sie anzukämpfen, denn es wäre ein aussichtsloser Kampf.
Um dieses Erlebnis und diesen Verlust zu verarbeiten wünsche ich Dir sehr--sehr viel Kraft!
Ich wünsche Dir, dass Du Menschen finden wirst, die Dich begleiten in Deinem Schmerz. Menschen, die auch nach Jahren sagen: ich bin da für Dich, wenn Du weinen möchtest, reden möchtest, schweigen möchtest. Ich wünsche Dir Menschen, die Dich aushalten so wie Du jetzt bist und die Dich aushalten, wenn Du Dich veränderst. DU hast es verdient!
Sei ganz herzlich gegrüßt
von Heike
gesamter Gesprächsfaden:

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