Moritz (Trauer)
Hallo Christian,
ich kann mir vorstellen, wie unendlich schwer es ist, weiter zu machen und zu leben. Ich habe nach Marlenes Tod wochenlang rumgesessen, in die Gegend gestarrt, gegrübelt und mich immer wieder gefragt, warum, wieso. Ich hab mich gequält mit dem immer gleichen Film, der beständig vor deinem inneren Auge abläuft. Irgendwann war ich soweit, daß ich gedacht habe, entweder ich tue jetzt irgendetwas oder ich werde verrückt! Ich hab dann ein Praktikum gemacht. In einem Job, der nichts mit meinem vorherigen zu tun hatte. Das hat etwas geholfen. Ich hab mich zwar irgendwie "billig" gefühlt, weil ich mich so schnöde abgelenkt habe, aber im nachhinein war es das Beste, was ich tun konnte. Das, was mir geholfen hat, war, daß ich etwas getan habe, daß nichts mit meinem Leben davor zu tun hatte. Später dann bin ich wieder in meinen alten Beruf zurück.
Ich kann Dir nur sagen, daß es irgendwann besser wird. Der Schmerz kommt immer wieder, aber er verändert sich mit der Zeit. Ich wollte das anfangs nicht war haben. Ich wollte meine Tochter nicht tot sein lassen. Ich wollte nicht, daß sie zu etwas wird, daß 2000 und 2001 war. Und doch lebt man weiter. Man kann wieder lachen und leben. Ohne daß man sich schlecht fühlt. Ich versuche heute, immer wenn ich etwas Schönes erlebe, es irgendwie für sie mit zu leben. Ich schicke meine Gedanken "wo auch immer" hin. Und ich weiß, daß es sie gegeben hat und daß ich sie geliebt habe - über alles. Und das bleibt und das kann mir niemand wegnehmen. Das wird Dir jetzt in deinem momentanen Schmerz vielleicht nicht viel helfen, aber ich wollte, daß Du weißt, daß es Hoffnung gibt und daß man irgendwann aus diesem dunklen Tal wieder raus kommt.
Alles Liebe Nata
gesamter Gesprächsfaden: